Mit Daniel Baier verlässt den FC Augsburg ein Spieler, der den Klub wie kein Zweiter verkörpert hat. Er wird der Mannschaft fehlen. Und nicht nur der.
Für erfahrene Manager von Fußball-Managerspielen wie comunio, kickbase oder dem Urvater, dem kicker-Managerspiel gibt es vier Kategorien von Fußballern: Kaderleichen, die nur gekauft werden um elf Mann aufzustellen und keine Minuspunkte zu kassieren. Superstars, die immer abliefern und jede Saison Punkte wie am Fließband produzieren. Geheimtipps, die kurz vor ihrem Durchbruch stehen und durch wochenlange Recherche aller verfügbarer Fußballlektüre ermittelt wurden. Und es gibt Daniel Baier.
Denn das jahrelange Analysieren aller Bundesliga-Statistiken lässt nur einen Schluss zu. Sobald Daniel Baier auf dem Markt kommt, muss zugeschlagen werden. Es ist ähnlich wie beim Besuch des Lieblingsitalieners: Man möchte das empfohlene Tagesgericht probieren, anstatt wie immer die Pizza Diavolo zu bestellen. Im Endeffekt bleibt man jedoch beim Altbewährten. Und ist froh darüber. Schließlich schmeckt die Pizza Diavolo jedes Mal wieder. Schließlich holt Daniel Baier die Punkte, die den Unterschied zwischen einer soliden und einer sehr guten Manager-Saison ausmachen. Damit Baier Minuspunkte kassiert, müssen schon der Besuch der Schwiegereltern, die Niederlage des Lieblingsvereins und die Panne des eigenen Autos auf einen Tag fallen. In der Regel bekommt er dagegen eine glatte Drei und holt somit Pluspunkte. Für verhältnismäßig wenig virtuelles Manager-Geld.
Eine Nachricht, die alle Hobby-Manager in der so transferreichen Vorbereitungszeit mindestens in Atem hielt, erschütterte Anhänger des FC Augsburg bis ins Mark. Daniel Baier und der FCA gehen getrennte Wege. Der Vertrag wurde einvernehmlich aufgelöst.
„Einvernehmlich?“ möchte man schreien! Uns hat niemand gefragt! Da mit dem Rekordspieler und Kapitän ein Akteur den Verein verlässt, der den FCA geprägt hat wie kein Zweiter, dürften den Fans der Fuggerstädter noch viel drastischere Wörter auf den Lippen liegen. Denn niemand sonst ist solange im Verein wie Daniel Baier. Niemand sonst wird so sehr mit dem Klub assoziiert. Durch Baier lässt sich die Entwicklung des ganzen Vereins an einer Person abbilden. Die Transformation von einem soliden Zweit- zu einem ständigen Erstligisten hat Baier auch in seiner persönlichen Spielerbiografie vollzogen. Nicht mehr, aber halt auch nicht weniger.
Als Daniel Baier kam, hieß die Realität in der Stadt von Jim Knopf und Lukas dem Lokomotivführer Zweitliga-Abstiegskampf. Im alten Rosenaustadion. Nun, wo er geht, steht nicht nur ein komplett neues Stadion in Augsburg. Nein, der FCA ist auch in der Bundesliga etabliert und geht in seine mittlerweile zehnte (!) Bundesliga-Saison. In Folge.
Klar, Augsburg hatte in all den Jahren spannende Spieler wie Raúl Bobadilla, Abdul Rahman Baba oder Publikumslieblinge wie Alexander Manninger, Martin Hinteregger und vor allem Tobias Werner. Doch was alle diese Spieler eint ist die Tatsache, dass eigentlich immer, wenn sie für den FCA aufgelaufen sind, Daniel Baier im defensiven Mittelfeld die Fäden zog. Die Position vor der Abwehr war für den Mann reserviert, der in einem Fußballinternat in München ausgebildet wurde.
Baier riss sich dabei immer den Allerwertesten auf, grätschte, stopfte Löcher und spulte Kilometer um Kilometer ab. Er machte eigentlich alles, was nicht zu den Lieblingsbeschäftigungen eines Fußballers gehört. Er arbeitete Fußball. Als langjähriger Kapitän stand Baier dabei nicht nur auf der Kommandobrücke und dirigierte seine Nebenmänner, sondern packte auch dort mit an, wo es weh tut. Im Maschinenraum einer Mannschaft, im defensiven Mittelfeld, der vielleicht wichtigsten Position im Fußball. Ähnlich wie sein Verein verrichtete er seine Tätigkeit mit solch einem Selbstverständnis, dass auch derbe Niederlagen nicht an ihm nagten. Er stand immer wieder auf.