Arminia Bielefeld verblüfft in den letzten Wochen die Bundesliga. Die Gründe: tabellenarithmetische Taschenspielertricks, ein René-Higuita-Gedächtnistorwart und blühender Flachs.
Fans von Arminia Bielefeld neigen durch ihre Lebenserfahrung und wohl auch qua Persönlichkeit zu einem gewissen Fatalismus, und spätestens nach dem 7. Spieltag der laufenden Saison war den meisten klar, dass das nichts wird mit dem DSC und der Bundesliga. 0:5 bei Union Berlin, einem Verein, der selbst erst ein Jahr zuvor in die Bundesliga aufgestiegen war. Statt dem erwarteten Duell auf Augenhöhe eine waschechte Demütigung, da schwante den Anhängern, dass der ewige Fahrstuhlklub bereits wieder auf dem Weg nach unten war.
Wer in den einschlägigen Fanforen nach den Ursachen der Misere suchte, fand vielfältige Hinweise. In der ersten Liga geht das halt nicht mit diesem ewigen Tikitaka, da muss auch mal richtig lang Holz! Der Neuhaus ist halt doch nur ein Zweitligatrainer! Und war dieser Klos im Grunde nicht schon immer ein Blinder? Haben sie ihn in der Aufstiegssaison halt 21 Mal angeschossen! Ist doch wahr.
Besonders viel Kritik zieht beim Bielefelder Anhang traditionell Sportchef Samir Arabi auf sich, in diesem Fall sogar doppelt. Zum einen wegen der massenhaften Verpflichtung angeblich wieder mal völlig untauglicher Neuzugänge, zum anderen wegen eines Vergleichs, mit dem Arabi Arminias Gastspiel in der Bundesliga zu illustrieren versuchte: „Als wenn ein Schlauchboot gegen lauter Motorboote antritt.“ Schlussfolgerten die Fans: Wer sich selbst als Schlauchboot definiert, wird quasi automatisch zum Prügelknaben.
So gesehen, dürfte der pessimistische Teil der Arminia-Fans (also die Mehrzahl) im Moment ziemlich verstört sein. Steht doch der Aufsteiger zu Beginn der Rückrunde – wie man so schön sagt – „über dem Strich“. Also nicht mal auf dem Relegationsplatz, sondern einen drüber, noch dazu satte zehn Punkte vor Mainz und Schalke, den beiden Klubs auf den direkten Abstiegsrängen. In den letzten fünf Spielzeiten ist kein Klub, der in der Hinserie 17 Punkte gesammelt hatte, nachher noch abgestiegen.
Das Bielefelder Zwischenhoch verblüfft nicht nur die eigenen Anhänger. Doch nachdem es zu Saisonbeginn so ausgesehen hatte, als sei der DSC Arminia 1.) in der Offensive zu harmlos, 2.) zu scheu im Umgang mit den Großkopferten und 3.) nicht in der Lage, seine auf Ballkontrolle basierende Aufstiegstaktik den Gegebenheiten der ersten Liga anzupassen (nicht alles, was da überspitzt in den Foren stand, war grundfalsch), hat sich das Team in den letzten Wochen zu einem äußerst unangenehmen Gegner entwickelt.