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Seite 2: Hitzfeld knabbert, Schuster döst

Im SKY-Studio machte sich in der Halb­zeit­pause Rat­lo­sig­keit und Beklem­mung breit. Was soll man dazu noch sagen? Wie soll man sich aus dem Nichts heraus erei­fern? Und dann auch noch über nichts? Das gelingt selbst den rou­ti­nier­testen Mei­nungs­ve­te­ranen kaum.

Ottmar Hitz­feld hatte, was sonst gar nicht seine Art ist, vor lauter Ödnis in der ersten Halb­zeit sein Salz­stan­gen­glas halb leer geknab­bert, Bernd Schuster döste am Pult wie ein sehr großer, sehr alter Hund, den nichts noch weniger inter­es­sieren könnte als dieses Spiel, irgend­welche Fragen dazu und die Gründe, warum er über­haupt ein­ge­laden worden war. Einzig seine Gelas­sen­heit war es, die einen an dem Glauben fest­halten ließ, dass dieser Abend doch noch irgend­wann zu Ende gehen würde.

Die Welt ohne Fans“ auf Pro7

Das aber dau­erte dann noch die längste zweite Halb­zeit aller Zeiten. Oder war es eine Galileo“-Sendung auf Pro7 zum Thema Die Welt ohne Fans“, in die man da geraten war? Trick­bilder einer post­apo­ka­lyp­ti­schen Welt, in der Fuß­ball nicht nur unter Aus­schluss, son­dern ohne jeg­liche Exis­tenz der Öffent­lich­keit statt­findet. Und eine Hand­voll Über­le­bender spielt noch immer, in leeren Sta­dien. Eine trübe Remi­nis­zenz an das Unter­ge­gan­gene, arg­wöh­nisch beäugt von mutierten Ratten, die die Herr­schaft längst an sich gerissen haben.

Eine Welt, in der man nicht leben möchte. Nicht mal für einen Abend. Die Fans, die – kein Gerin­gerer als der ehe­ma­lige Bayern-Prä­si­dent Uli Hoeneß hat es uns gelehrt – für ihre Stim­mung selbst ver­ant­wort­lich sind, sind eben auch für die Stim­mung der Spieler ver­ant­wort­lich, für die Stim­mung der Fern­seh­zu­schauer, des Kom­men­ta­toren, der Experten, ja: für die Tem­pe­ratur des Fuß­balls schlechthin. Ohne sie würde tat­säch­lich überall Per­ma­frost herr­schen.

So betrachtet, war das Geis­ter­spiel eine Lek­tion in Demut. Thomas Müller erkannte das als einer der ersten, wenn es auch noch wie ein Alibi für die rum­pe­lige Dar­bie­tung seiner Mann­schaft klang: Daran seien die Fans, die nicht da waren“, schuld, sagte er im SKY-Inter­view. Viel­leicht war es auch seine knor­rige Art zu sagen: Ich ver­misse euch ganz schreck­lich.

Es wäre doch schön, wenn die Spieler des FC Bayern beim ersten Trai­ning nach dem Spiel gegen Moskau die Fans an der Säbener Straße alle­samt in den Arm nehmen und jedem Ein­zelnen sagen würden: Es ist schön, dass es dich gibt. Danke für alles.“ Und herz­liche Grüße auch von uns, den Fern­seh­zu­schauern.