Das Spiel zwischen Moskau und München fand vor leeren Rängen statt. Die apokalyptische Kulisse zeigte: Die Fans sind nicht nur für ihre eigene Stimmung verantwortlich, sondern auch für die der Spieler. Eine Lektion in Demut? Hoffentlich.
Immerhin hat es nicht geschneit, gestern Abend in Moskau. Was ja sonst eigentlich immer der Fall ist, wenn der Champions-League-Zirkus in Russland Halt macht. Zumindest suggeriert einem das die Erinnerung an all die Permafrost-Plätze in St. Petersburg, Kasan und Jaroslawl. Winterwetter hätte einem aber auch den Rest gegeben: In der beinah menschenleeren Betonschüssel namens Arena Khimki die Spieler in langen Unterhosen durchs Schneetreiben joggen sehen zu müssen, Dampfwolken ausatmend und Schnupfensalven ausschnaubend – man wäre wohl umgehend einer Grippe erlegen.
Noch irrelevanter, als es ohnehin schon war
Frösteln ließ einen dieses so genannte Geisterspiel zwischen ZSKA Moskau und Bayern München, zu dem die UEFA den Gastgeber – und den Gast sowie die Fernsehzuschauer gleich mit – wegen rassistischer Auschreitungen verdonnert hatte, aber trotzdem: Es wirkte, ohne die Fans, die eine solche Partie ja erst mit Emotion und dadurch mit kultureller Bedeutung aufladen, noch irrelevanter, als es ohnehin schon war. „Fußball ohne Zuschauer“, sagt der englische Fußballhistoriker Rogan Taylor, „ist nur ein Kick von 22 Kurzbehosten im Park!“
Schlimmer noch: Während jene Kurzbehosten freiwillig im Park kicken, lag auf der Partie in der Arena Khimki der schwere Sack der Pflicht. Die Spieler des FC Bayern wollten sie offenbar einfach nur hinter sich bringen, nichts weiter, ohne jede Erwartung von Spaß oder Spielfreude. Der Siegtreffer durch Thomas Müller, er fiel dann auch durch einen äußerst schnöden Elfmeter.
Es hätte genauso gut ein Einwurf sein können. Oder die Ergebnisanzeige wäre einfach so umgesprungen, ohne dass die Moskauer dagegen protestiert hätten. Ebensowenig jubelten die Münchner. Nur Pep Guardiolas Kommando, die Grundformation wieder einzunehmen, hallte durchs Rund. Es klang, als wäre er ein spanischer Feuerwehrmann, der ein Altenheim zu evakuieren versucht.