Werner wuselt, Rüdiger hat Glück und Gnabry spielt die schärfsten Pässe der Welt: Die Nationalspieler in der Einzelkritik.
Manuel Neuer
Strahlte einen seltsamen Mix aus Überheblichkeit und Ruhe aus, hielt in manchen Situationen gewohnt gut, in anderen – vor allem in einer Situation in der Anfangsphase – sorgte er mit schlampigen Pässen für gefährliche Ballverluste. Hätte vor dem 0:2 konsequenter auf Freuler zustürmen können, hätte dafür das 2:3 fast im Alleingang verhindert. Bleibt aber natürlich auch nach diesem Spiel das absolute Gegenteil von Andreas Scheuer: unumstritten.
Lukas Klostermann
Hat Lukas Klostermann mitgespielt? Und falls ja: War er gut oder schlecht? Wir wissen es nicht. Aber wir wussten bis vor wenigen Augenblicken auch nicht, dass der männliche Höckerschwan bei der Balz leise trompetet, dann den Hals des Weibchens mit seinem eigenen verknotet und beide zusammen schließlich ein paar Runden synchron im Kreis schwimmen. Insofern gibt’s von uns einfach die Kickernote 3,5.
Antonio Rüdiger
Wir fangen mit den positiven Dingen an: Antonio Rüdiger hat sich nicht verletzt. Auch wenn der Klärungsversuch beim 0:2 eigentlich prädestiniert gewesen wäre für einen enorm unglücklichen Kreuzbandriss und neun Monate Pause, lieben Gruß an den jubelnden Nicolai Müller an dieser Stelle. Insofern: Glück gehabt. Nun das Negative. Wirkte im Stellungsspiel teilweise überfordert, verlor vor dem 0:1 und 0:2 den Überblick, vor dem 2:3 schaltete er, warum auch immer, für mehrere Sekunden auf Standby. Außerdem wussten wir oft nicht, welcher Toni gemeint ist, er oder Kroos, wenn von außen hysterisch dieser Name geschrien wurde. Ebenfalls nicht cool. Unterm Strich also wie Andreas Scheuer: Er müsste es doch eigentlich besser können.
Matthias Ginter
Hat Matthias Ginter mitgespielt? Und falls ja: War er gut oder schlecht? Wir wissen es nicht. Aber wir wussten bis vor wenigen Augenblicken auch nicht, dass das größte Papierboot der Welt 2015 in Karlsruhe gebaut wurde, und dass es 40 Personen brauchte, um den 117 Kilo schweren und 350 Quadratmeter großen Papierbogen zu falten. Insofern gibt’s von uns einfach die Kickernote 3,5.
Robin Gosens
Erinnert uns mehr und mehr an diese Halb-Jeans-Halb-Cord-Hybridhosen, die man in den 2000ern immer dann zu Gesicht bekam, wenn man mit der U5 ein bisschen zu lange Richtung Osten gefahren und plötzlich in Hellersdorf angekommen war: vorne hui, hinten pfui. Hätte fast per Außenrist-Schlenzer sein erstes Länderspieltor erzielt, stellte sich dafür immer wieder ungeschickt in der Defensive an, zum Beispiel vor dem 2:3, als er ohne Erfolg auf Abseits zu spielen versuchte. Aber hey, immerhin haben wir bei ihm mitbekommen, dass er gespielt hat.
Toni Kroos
Hat schon bessere Länderspiele gemacht, ein katastrophaler Fehlpass ins Zentrum leitete beispielsweise das zweite Gegentor ein, auch in manch anderem Moment meinte man zu erkennen, dass da ein großer Fußballer langsam in die Jahre kommt. Andererseits ist er nach wie vor genau das, ein großer Fußballer nämlich, und wenn wir nur einmal im Leben einen Diagonalball so präzise auf die andere Seite des Feldes zwirbeln könnten wie Kroos es alle drei Minuten macht, wir würden unser Leben lang von nichts anderem mehr erzählen.