Nach dem 1:2 in Düsseldorf, der dritten Niederlage in Folge, liefen Schalke-Fans Sturm. Für besonderes Aufsehen sorgte ein Foreneintrag. Wir sprachen mit Tano*, Künstler aus Kreuzberg und Verfasser des Textes. Einblick in eine wütende Fanseele.
Herr Tano, vorab: Wie genau lassen sich Delfine bumsen?
(Überlegt.) Völlig ohne Widerstand. Um das gleich mal klarzustellen, der Text ist mit viel Wut im Bauch entstanden. Aber alles, was ich sage, stimmt, auch wenn es sich im ersten Moment wie Blödsinn liest. Schalke ist ein willenloser Delfin.
Wie kam es überhaupt zu dem Text?
Aus Liebe entstandener Hass, das ist eine Emotion, die Schalke-Fans sehr gut kennen. Ich habe das Spiel zuhause auf meinem Tablet geschaut. Ich bin immer so nervös, dass ich hin- und herlaufe, deshalb muss ich mobil sein. Und nach der Chance von Steven Skrzybski ist es dann passiert. Es war wie ein epileptischer Anfall.
War das Wut über den schlechten Spielverlauf? Oder ein allgemeiner Gefühlszustand?
Ach… Das hat sich über Wochen angestaut. Grundsätzlich habe ich die Bundesliga-Fortführung abgelehnt, aber jetzt arrangiere ich mich damit. Nach dem 0:4 im Derby war ich schon bedient. Aber der Tiefpunkt war die Niederlage gegen Augsburg. Ich meine: Augsburg! Die haben gestern nicht einmal gegen Paderborn gewinnen können. Schalkes Mannschaft ist eine Expertentruppe, um Gegner wieder aufzubauen. Gestern hat Rouwen Hennings für Düsseldorf getroffen. Der hat seit Dezember kein Tor erzielt, aber klar: Gegen Schalke trifft er. Das ist kein Zufall mehr.
Es liegt also am Sportlichen.
Die Entwicklung von Schalke 04 ist dramatisch. Es hat längst begonnen, dass ich mich von diesem Verein entferne. Und ich fasse das als Beleidigung auf, dass Clemens Tönnies und Konsorten mich dazu treiben. Ich habe selbst einige Jahre dort in der Jugend gespielt, ich bin wirklich verbunden. Aufgrund der Aussagen von Tönnies war das in den letzten Monaten schon kaum noch auszuhalten.
Sie meinen seine rassistischen Entgleisungen?
Auch. Aber der spricht in jedes Mikrofon, dass ich mich fragen muss: Kleinkind oder Größenwahn? Die Ausgliederung wird von ihm wieder in Angriff genommen. Und jetzt holt sich der Verein auch noch einen Bild-Reporter, nichts gegen ihn persönlich, als Pressesprecher ins Haus. Die strukturellen Entwicklungen sind sehr bedenklich.
Bei vielen Beobachtern kommt der Verdacht auf, dass Schalke zum HSV-Nachfolger avanciert.
Naja, der HSV hat über mehrere Jahre Scheiße gebaut. Bei uns war es meist ein Auf und Ab. Und es fehlt der Abstieg. Wir haben den HSV also noch nicht abgelöst. Aber in der Wahrnehmung der Menschen befinden wir uns auf dem gleichen Weg. Ich meine, Schalke war mal ein richtig cooler Verein. Dessen Mitglieder sich als erstes gegen Rassismus einsetzten. Und jetzt: Tönnies, Ärger, Bild-Reporter. Die Wut über all das hat sich in meinem Beitrag wiedergefunden.
Sie schreiben: „Wieder mal eine Saison als Sketch”. Impliziert das nicht auch, dass Sie es hätten besser wissen müssen?
Das Seltsame ist, dass jeder Fußballfan – einmal abgesehen von den Bayernfans, die haben das nicht nötig – im Sommer den Resetknopf drückt. Vergisst, was alles in der letzten Saison geschehen ist. Und sich also an Kleinigkeiten hochzieht. Ja, heißt es dann, der David Wagner, toller Typ. Lässt Pressingfußball spielen und sowieso: Hoffnung. Und dabei übersieht jeder gerne, dass Wagner diesen Fußball nur in der zweiten englischen Liga erfolgreich spielen ließ und das noch gar nicht bedeutet, dass das in der Bundesliga funktioniert.