Gerichtsverhandlungen, Streiks und Julian Draxler: alles in einer Galerie. (Fast) pünktlich zur Schließung des Transferfensters haben wir für euch die peinlichsten Transferpossen der jüngeren Vergangenheit gesammelt.
Dimitri Payet: Im Winter 2016 verlängerte Payet seinen Vertrag bei West Ham United bis 2012 und sprach von der Fortsetzung einer »Liebesaffäre«. Nach der missratenen Hinrunde 2016/17 war die Liebe verflogen, Payet wollte zurück zu Olympique Marseille und forcierte einen Wechsel per Streik. Er bekam seinen Willen und einen neuen Spitznamen (Schlange), West Ham 30 Millionen Euro Ablöse und 500.000 Pfund obendrauf – Payets Monatsgehalt für Januar, das er zurückzahlen musste. Immer noch besser für ihn, als der ursprüngliche Plan, ihn nicht zu verkaufen und »ein Exempel zu statuieren.« Das gibt es stattdessen vielleicht…
Florian Jungwirth: … in Darmstadt, wo Trainer Torsten Frings klare Ansagen an Florian Jungwirth richtete, der in die MLS zu San Jose Earthquakes wechseln möchte: »Wenn er sich nicht den Arsch aufreißt, sitzt er sechs Monate auf der Tribüne.« Der Defensivspezialist reagierte, nannte die Kritik »nicht nur unpassend und unfair, sondern einfach falsch.« Trotzdem: Ohne Ersatz will man ihn in Darmstadt nicht ziehen lassen, auch wenn er weiterhin »trainiert, als ob er in die USA möchte«, wie Frings befand.
Leonardo Ulloa: Auch bei Leicester City wird gestreikt. Stürmer Leonardo Ulloa verkündete auf seinem Twitter-Account: »Ich fühle mich von Ranieri betrogen und vom Klub im Stich gelassen. Ich werde nicht wieder für sie spielen.« Ulloa behauptet, Coach Ranieri hätte ihm zugesagt, bei einem angemessenen Angebot einen Wechsel zu unterstützen. Trotz eingegangener Anfragen habe der Trainer ihm dann mitgeteilt, dass er bleiben müsse. Einen großen Unterschied macht es für Ulloa vermutlich nicht: Als fünfter Stürmer verbringt er sowieso viel Zeit auf der Tribüne.
Ricardo Alvarez: Im Sommer 2014 vereinbarten Inter Mailand und der AFC Sunderland eine Leihe von Ricky Alvarez nach England. Im Leihvertrag enthalten: Eine Klausel, wonach Sunderland den Flügelspieler fest verpflichten musste, sollten sie die Klasse halten. Der AFC stieg nicht ab, wollte für Alvarez aber trotzdem nicht bezahlen, weil der angeblich mit einem lädierten Knie auf die Insel kam. Inter pochte auf den Vertrag, Sunderland auf die Verletzung, der Fall landete vor Gericht. Im Endeffekt musste Sunderland zahlen – für 493 Premier League-Minuten flossen 10,5 Millionen Euro nach Italien. In Mailand sagt man Grazie.
David De Gea: Tatort Manchester. Oder doch Madrid? Nachdem der Wechsel von David de Gea von United nach Real platzte, beschuldigten sich die Vereine gegenseitig des Versagens. Real meinte, ManU hätte zu spät mit Keylor Navas verhandelt, der als De Gea-Ersatz auf die Insel sollte. Und ManU beschuldigte Real, weil der Vertrag von de Gea nicht rechtzeitig eingetroffen sei. Die Schuldfrage bleibt wohl für immer ungeklärt. Im Endeffekt mussten beide Torwarte beim jeweiligen Verein bleiben: Ein Segen für alle Transfertickerer, die Gerüchte um Real und de Gea reißen seit anderthalb Jahren nicht mehr ab.
Hakan Calhanoglu: 14,5 Millionen Euro zahlte Bayer Leverkusen dem HSV für Hakan Calhanoglu, der nur ein Jahr zuvor von Karlsruhe an die Elbe gewechselt war. Vorausgegangen war ein Transfer-Hick-Hack der Spitzenklasse: Calhanoglu wollte schon während seines ersten Bundesligajahres wieder weg, der HSV ihn im Abstiegskampf nicht gehen lassen. Daraufhin ließ er sich von einer Psychologin krank schreiben. Die HSV-Verantwortlichen hatten genug, Calhanoglu bekam seinen Transfer. Die Motivation für seinen Wechsel: »Ich will ein Weltstar werden, über den alle sprechen.« Natürlich geht man dafür nach Leverkusen.
Sadio Mané: Seit letztem Sommer stürmt Sadio Mané für Jürgen Klopps FC Liverpool. Beim Wechsel von Red Bull Salzburg zu seiner ersten England-Station, dem FC Southampton, gab es allerdings ein paar Probleme: Zwei Tage vor dem CL-Playoff-Rückspiel von Red Bull in Malmö war der senegalesische Stürmer einfach untergetaucht und weigerte sich, für Salzburg aufzulaufen. Mit doppeltem Erfolg: Mané wechselte für 15 Millionen nach Southampton und Red Bull qualifizierte sich nicht für die Champions League.
Julian Draxler: Die junge Mutter aller Transferpossen: Jule Draxler und der VfL Wolfsburg. Bereits im Sommer 2016, ein Jahr nach seinem Wechsel von Schalke, kommunizierte Draxler seinen Wechselwunsch offen, die Wölfe blockten einen potentiellen Transfer ab. Im Winter bekräftigte Jule seine Absichten, den VfL zu verlassen, wurde deshalb bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen – wenn er denn überhaupt spielte. Diesmal gab der Verein nach, Draxler ging für 40 Millionen nach Paris. Trotzdem: Das halbe Jahr, das dazwischen lag, brachte ausschließlich Verlierer hervor. Dafür haben selbst wir keine Pointe. Sorry.