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Fuß­ball ist wie Müll­tren­nung. Jah­re­lang trennte ich treu den anfal­lenden Haus­müll, selek­tierte den Abfall in Kom­post, nor­malen Dreck und Plastik für den gelben Sack. So hatte man es mir bei­gebracht. Anstän­dige Müll­tren­nung gehörte zu meinem Welt­bild dazu. Hatte ich Durst, trank ich Wasser. Hatte ich Hunger, aß ich ein Brot. Und machte ich Müll, trennte ich ihn. Bis ich mir eines Tages eine Doku­men­ta­tion über deut­sche Müll­ver­bren­nungs­an­lagen anschaute. Ein kurz­wei­liger Bericht über hoch­mo­derne Riesen-Maschinen, denen die Müll­wagen ihr stin­kendes Trans­portgut in den Rachen kippten und die anschlie­ßend selbst­ständig mit Magneten, Lasern und was­wei­ßich­nicht­alles den ganzen Dreck so akkurat trennten, wie ich es im Leben nie­mals hin­be­kommen hätte. Diese müll­rülp­senden Geräte, sprach die weise Fern­seh­stimme, würden das pri­vate Abfall­trennen der braven deut­schen Bürger im Grunde genommen über­flüssig machen. Welch ein Schlag ins Gesicht. Etwas, das so ein­leuch­tend zu meinem Alltag gehörte – in 45 Minuten zer­stört.

Und jetzt das: Depor­tivo la Coruna, der AS Monaco und Sampdoria Genua sind aus ihren jewei­ligen natio­nalen Eli­te­ligen abge­stiegen. Abge­stiegen, aus­ge­stoßen, nicht mehr zuge­hörig. Ich kann das nicht begreifen. Denn diese Mann­schaften gehörten für mich zum euro­päi­schen Spit­zen­fuß­ball wie die Müll­tren­nung zum häus­li­chen Alltag.

War es nicht erst ges­tern, dass Depor mit Roy Makaay und dem wun­der­baren Diego Tristan – einer Mischung aus einem römi­schen Kaiser und einer PS-starken Dampf­walze – die Cham­pions League rockte? Die Bayern ver­prü­gelte? In Spa­nien nach Barca und Real Madrid die inter­es­san­teste Mann­schaft war?

Stand der AS Monaco nicht erst vor wenigen Wochen noch im Cham­pions-League-Finale, ange­führt von dem wun­der­baren Ludovic Giuly, der einst ein so sagen­haftes Seit­fall­zie­hertor erzielte, dass ich mir beim Ver­such, dieses Kunst­stück nach­zu­ahmen, bei­nahe die Hüfte gebro­chen hätte?

Und: War es nicht Sampdoria Genua, dieser Klub mit den schönen Tri­kots, der noch vor Monaten fast den FC Bar­ce­lona im Euro­pa­pokal bezwungen hätte, ledig­lich geschlagen, durch einen gewal­tigen Dampf­hammer des nie­der­län­di­schen Qua­drat­schä­dels Ronald Koe­mann?

Wie ein Schiff­brü­chiger an die Planke

Ja. Ja. Ja. So war es, so wird es nicht mehr sein. Gut mög­lich, dass ich die nega­tiven Ent­wick­lungen dieser drei fri­schen Absteiger in den ver­gan­genen Jahre ein­fach über­sehen habe. Sehr gut mög­lich sogar, dass ich mich an meine alten Vor­stel­lungen von Glanz und Gloria klam­mere wie ein Schiff­brü­chiger an die letzte Holz­planke. Aber erneut wird meine kleine Erd­beer­welt erschüt­tert. Durch Ver­än­de­rungen, die nun einmal pas­sieren. Aber ich wehre mich dagegen, Akzep­tanz gehört – jeden­falls in einigen Berei­chen – nicht zu meinen Stärken. Was Fuß­ball angeht, komme ich mir jeden­falls manchmal vor wie ein alter Sack.

Was soll man nun daraus lernen? Dass Müll­tren­nung über­flüssig ist und die ver­schlei­erten Erin­ne­rungen an ehe­mals große Zeiten ehe­mals großer Mann­schaften so unnütz sind wie Regen­ja­cken in der Wüste? Viel­leicht. Aber ich habe Glück. Ich habe eine Freundin, die weiter fleißig Müll trennt und zwar – Vor­sicht, Tot­schlag­ar­gu­ment! – aus Prinzip. Und ich sitze in einem Büro mit Men­schen, die noch immer daran glauben, dass Schalke 04 bald Deut­scher Meister wird und der Geist von Ernst Happel wei­terhin durch Ham­burg weht. Das tut gut, ich bin nicht allein. Depo, Monaco, Sampdori – kommt bald wieder! Ich warte so lange auf euch.