RB in der Bundesliga ist ein Angriff auf die Werte des Fußballs. Dachten sich zwei Fans – und hatten eine geniale Idee für eine beherzte Gegen-Offensive.
Ironischerweise haben Henske und sein Mitstreiter Vom Hofe einen ähnlichen Werdegang vorzuweisen wie Red-Bull-Mogul Dietrich Mateschitz. Der war einst als Marketingmann für einen Zahnpasta-Hersteller tätig. Martin vom Hofe verdiente sein Geld fünf Jahre lang als Marketing- und Vertriebsleiter bei Rot-Weiss Essen. Aktuell ist er Angestellter von Alemannia Aachen. Stefan Henske arbeitet im echten Leben für eine Essener Event-Agentur. Die beiden wissen also, wie man die Werbetrommel rührt. Ist ihre Kampfansage an Red Bull etwa nur ein Marketing-Gag? Ist ihre Liebe zu den Traditionsklubs am Ende nur Fassade? „Nein, wir sind beide echte Fußball-Romantiker“, beteuert Henske. Und man muss ihm glauben, denn: „Ich bin Rot-Weiss-Essen-Fan.“
Nicht zuletzt deshalb ist das Design der „Flutlicht“-Dose ist eine Hommage an den Deutschen Meister von 1955: Es zeigt einen alten Lederball und den verbliebenen Flutlichtmast des früheren Georg-Melches-Stadions, in dem Kapazitäten wie Ente Lippens, Horst Hrubesch oder Frank Mill auf Torejagd gingen. Heute steht an jener Stelle das vom Energie-Konzern RWE gesponserte neue „Stadion Essen“, doch der alte Geist der großen Zeiten weht noch immer durch die Lüfte. Hier, im rauen Norden der Stadt, wurde auch das Projekt „Flutlicht“ auf den Weg gebracht. Die ersten 1.000 Dosen verkauften Henske und Vom Hofe noch bevor diese abgefüllt waren. Ihre Kunden entstammten der Essener Fanszene.
„Wir wollen unser Produkt lieber selbst groß machen“
Zuletzt haben auch Anhänger anderer Vereine „Flutlicht“ für sich entdeckt. Die Mitglieder eines Kölner Fanclubs nahmen am Freitag zwei Paletten des süßlichen Getränks mit auf ihre Auswärtsreise zum VfB Stuttgart. „Wir haben den Jungs die Getränke zum Großhandelspreis überlassen“, sagt Henske. Man müsse ja schließlich erstmal bekannt werden. So konnte der Fanclub die Dosen während der fünfstündigen Busfahrt gewinnbringend verkaufen. Der Reinerlös ging an die Kölner Ultra-Gruppe „Wilde Horde“ für deren Choreo-Kasse.
Und was ist, wenn „Flutlicht“ eines Tages mal groß wird? Also – so groß, dass Red Bull mit einem Übernahme-Angebot daher kommt, um die lästige Konkurrenz vom Markt zu schaffen. Stefan Henske muss herzlich lachen. „Wissen Sie was? Wir haben dieses Unternehmen eigentlich aus einer Bierlaune heraus gegründet. Wir hatten ursprünglich nur eine Einmal-Aktion geplant und wollten uns auf 4.000 Dosen beschränken.“ Aber dann hätten sie sich überlegt: Warum so klein denken? „Wenn also wirklich eines Tages ein Übernahme-Angebot von Red Bull käme, würden wir dankend ablehnen. Wir wollen unser Produkt lieber selbst groß machen, als es von anderen einstampfen zu lassen.“
In Fuschl am See dürfte man über all das nur milde schmunzeln. Vorerst zumindest.