Heute stimmen Hannovers Fans auf der Mitgliederversammlung über die Zukunft von 96 ab. Viele Mitglieder fürchten einen zu großen Einfluss von Martin Kind, sollte der tatsächlich die 50+1 Regel kippen. Doch wird diese in Hannover überhaupt noch praktiziert?
Was plant Martin Kind?
Seit Jahren ist Martin Kind in der Öffentlichkeit der lauteste Widersacher der 50+1 Regel. In seinen Augen verzerrt diese den Wettbewerb und hält finanzpotente Investoren von Investments ab. Kind ist Unternehmer. Ein Unternehmer will sagen, wie der Hase zu laufen hat.
Aus diesem Grund hofft Kind auf eine Ausnahmeregelung der DFL, die besagt, dass der Ligavorstand über eine mehrheitliche Beteiligung entscheiden kann, sofern der Investor „seit mehr als 20 Jahren den Fußballsport des Muttervereins ununterbrochen und erheblich gefördert hat“. Doch wann genau die erste, erhebliche Förderung der S&S oder durch Martin Kind persönlich stattgefunden hat, darüber herrscht zumindest für die Öffentlichkeit Unklarheit. Oft wurde das Jahr 1997 als möglicher Zeitpunkt genannt, doch dafür müsste irgendwann einmal mit offenen Karten gespielt und Beweise vorgelegt werden.
Was planen die Mitglieder?
Bei vielen Fans regt sich seit mehreren Jahren der Unmut über eine mögliche Übernahme der Profiabteilung und der damit verbundenen Trennung vom Verein. „Kind muss weg“ lautete die Botschaft aus der aktiven Hannoveraner Fanszene.
Auch bildete sich die Interessengemeinschaft „Pro Verein 1896“. Diese gründete sich, nachdem erst auf der Mitgliederversammlung 2015 bekannt wurde, dass der Verein seine verbliebenen Anteile an der Profiabteilung veräußert hatte. Ihr Ziel ist es, sich dafür einzusetzen, dass „50+1 im Sinne der Fans und Mitglieder von Hannover 96 ein lebendiges Modell bleibt“.
Für die Mitgliederversammlung 2017 wurden von Mitgliedern mehrere Anträge eingereicht. Besonders ein Antrag auf Satzungsänderung sorgte im Vereinsumfeld für Aufregung. Mit ihm soll sichergestellt werden, dass die Vertretungsmacht des Vorstandes beschränkt wird, für den Fall eines Rechtsgeschäfts über einen Geschäftsanteil der „Hannover 96 Management GmbH“. Mit der Satzungsänderung wäre dafür zunächst eine Zweidrittelmehrheit auf der Mitgliederversammlung notwendig.
Vereinfacht bedeutet der Satzungsantrag: Sollte ein Investor versuchen, die Stimmenmehrheit an der Profiabteilung zu übernehmen, wäre dafür die Zustimmung auf der Mitgliederversammlung einzuholen.
Ausblick
Es bleibt abzuwarten, wie auf der Mitgliederversammlung über den Satzungsänderungsantrag abgestimmt wird. Und selbst wenn er angenommen wird, sollten sich die Mitglieder nicht in Sicherheit wiegen. In einem Interview mit dem „Manager Magazin“ sagte Martin Kind Anfang des Jahres, dass in Bezug auf 50+1 „kreative Umgehungstatbestände entwickelt werden“. Auch wenn er damit wohl auf Werksvereine wie in Leverkusen und Wolfsburg, Dietmar Hopps Hoffenheim oder Leipzig anspielte – auch in Hannover ist man reichlich „kreativ“.