Sam­meln Sie Punkte?“
Ein ganz nor­maler Vor­mittag an einer Tank­stelle in West­falen. Carsten Loch­müller, sport­liche Leiter der Spvg. Stein­hagen, ist frus­triert. Seine Mann­schaft hat seit sieben Spielen nicht mehr gewonnen und steckt tief im Abstiegs­kampf der Lan­des­liga. Ein neuer Impuls müsste her. In dem Moment grüßt freund­lich Ex-Natio­nal­spieler und Frei­stoß­gott Jörg Böhme, der eben­falls in der Gegend wohnt. Dich wollte ich ja sowieso mal anrufen…“, sagt Loch­müller und in dem Fall ist es mehr als nur eine nett gemeinte Wort­hülse. Es ergab sich ein län­geres Gespräch und seitdem ist Jörg Böhme der neue Coach des Lan­des­li­gisten und absol­vierte bereits sein erstes Punkt­spiel. Sein Ein­stand gelang: mit 2:1 wurde bei RW Mast­holde gewonnen. Das zweite Tor fiel natür­lich nach einem Stan­dard. Bei seinem nächsten Tank­stel­len­be­such kann Jörg Böhme selbst­be­wusst ant­worten: Ja, ich sammle Punkte.“

So viele Spiele hat selbst Real Madrid nicht“
Der gesamte Ama­teur­fuß­ball litt unter dem nicht enden wol­lenden Winter, immer wieder wurden Spiele abge­sagt. Jetzt trifft es manche Ver­eine richtig hart, denn die auf­ge­scho­benen Spiele müssen natür­lich nach­ge­holt werden. Neno Postic von der SV 09/35 Wer­mels­kir­chen trifft es beson­ders hart: So viele Spiele hat selbst Real Madrid nicht – trotz der Cham­pions League.“ Der Bezirks­li­gist muss im April und Mai 16 Spielen bestreiten. Aus diesem Grund wird eine Weis­heit des Ama­teur­fuß­balls in Wer­mels­kir­chen ergänzt. Künftig hört man dort bei jedem Foul nicht nur: Ey, wir müssen morgen alle wieder arbeiten!“, son­dern eben­falls: Und spielen auch noch!“

Rudolph watscht ab
Es war ein­fach sein Tag. Michel Rudolph, Kapitän des FC Wischhafen/​Dornbusch, hat sich seine Erwäh­nung in den Helden der Unter­klasse“ gleich aus drei Gründen ver­dient. Im Spiel gegen den SV Blie­ders­dorf II zeigte Rudolph zunächst per­fektes Fair­play, als er einen zwei­fel­haften Hand­elf­meter für seine Mann­schaft absicht­lich daneben setzte. Dass dies nicht nur eine galante Aus­rede für seine feh­lende Ziel­ge­nau­ig­keit war, zeigte er kurz vor Schluss, als er binnen acht Minuten viermal netzte und damit den 12:1 End­stand erzielte. Damit aber nicht genug. Rudolph zeigte nach fairem Fehl­schuss und Vie­rer­pack auch noch reich­lich Empa­thie für die in Unter­zahl ange­tre­tenen Gegner und watschte die Drü­cke­berger ab: Jedem ein­zelnen Spieler von Blie­ders­dorf, der heute auf dem Platz stand, gebührt großer Respekt. Wenn man von einigen seiner Team­ka­me­raden so im Stich gelassen wird, weil es zu kalt ist oder andere Dinge vor­ge­schoben werden, können einem die Spieler, die über 90 Minuten wirk­lich Größe gezeigt haben, ein­fach nur leidtun. Viele andere wären ver­mut­lich gar nicht erst ange­treten. Der Gegner hatte es defi­nitiv nicht ver­dient, so abge­schossen zu werden.“ Gemacht hat er es dann trotzdem.

Wir winken uns zwei Mal die Woche“
Vor wich­tigen Spielen steigt die Anspan­nung. Treffen bei beiden Mann­schaften auch noch Freunde, Kol­legen oder Fami­li­en­mit­glieder auf­ein­ander, kann das schon mal zu schwie­rigen Situa­tionen führen. Jörg Mein­hardt, Trainer des FSV 1950 Thalau und Rodoljob Gajic, Coach des kom­menden Geg­ners SpVgg Hosen­feld, haben ihre Arbeits­plätze nur wenige Meter von­ein­ander ent­fernt. Ihre Taktik: Wir winken uns zwei Mal die Woche.“ Das ist dann aber auch genug. Wir hoffen den­noch auf ein Unent­schieden. Ein gutes Arbeits­klima ist so wichtig.

Wir haben in der Kabine Kerzen ange­zündet und einen Scha­manen dazu­ge­holt“
Fernab der Tak­ti­k­ana­lysen und Abseits­fallen gibt es noch ein wei­teres großes Feld der Spiel­vor­be­rei­tung: die Eso­terik. Vor dem Aus­wärts­spiel beim FC Inde Hahn zog Trainer Daniel Form­berg, Trainer von Hertha Wal­heim, alle Register und beschwor höhere Mächte: Wir haben in der Kabine Kerzen ange­zündet und einen Scha­manen dazu­ge­holt.“ Es wirkte: die bösen Geister der Aus­wärts­fahrt wurden ver­trieben und das Spiel mit 2:1 gewonnen. Schö­nere Trai­ner­an­spra­chen gab es nur bei Anstoss 3.