1989 verpflichtete der FC St. Pauli den Brasilianer Leo Manzi. Schnell stellte sich heraus: Der Mann war komplett talentfrei. Die Fans liebten ihn trotzdem. Warum?
Seine Nahbarkeit nährte den seltsamen Glauben, er könne doch Wunder geschehen lassen. Egal wie spärlich seine Einsätze ausfielen, wenn er sich den Trainingsanzug auszog, ging ein Ruck durchs Stadion. „Leoo! Leoo!“, schallte es von den Rängen und bis zum ersten Fehlpass keimte die Hoffnung, dass bei Manzi heute endlich der Knoten platzen würde. Am 6. Juni 1993 war der große Moment gekommen: St. Pauli brauchte am letzten Spieltag gegen Hannover 96 einen Sieg, um die zweite Liga zu halten. Manzi hatte sich bis zur 72. Minute gewohnt glücklos über den Platz geschleppt, dann traf er per Kopf zum 1:0‑Sieg.
Unter Trainer Uli Maslo büßte er schließlich auch den Status des Edeljokers ein. Der Lebemann passte nicht in die taktische Struktur, die der gestrenge Übungsleiter dem Kiezklub verordnete. Fans starteten die Unterschriftenaktion „Bürger für Leo“, um ihn vom Abwandern abzuhalten. Doch im Juli 1996 feierte Leo Manzi im Fanshop „Stylepass“ einen rauschenden Abschied. Gerüchten zufolge soll er dort mit einem Caipirinha in der Hand im Morgengrauen laut „Leoo, Leoo“-rufend die Tür abgeschlossen haben.