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Seite 3: „Ich habe zwei Jahre auf einer Art Kreuzfahrtschiff gelebt"

Nach einigen Ver­let­zung und Rück­schlägen lag Ihnen schließ­lich ein Angebot aus Nor­wegen vor. Sie haben beim dama­ligen Erst­li­gisten Kong­svinger IL sogar ein Pro­be­trai­ning absol­viert.
Genau. Nach meiner langen Ver­let­zung bin ich für drei Tage nach Nor­wegen geflogen. Jedoch hat es mir dort über­haupt nicht gefallen. Minus 30 Grad, das war nichts für mich. Ich habe keinen Ver­trag unter­schrieben und bin auch nie für die Mann­schaft auf­ge­laufen.

Wie lief ihr Auf­ent­halt im hohen Norden ab?
Nach der Lan­dung wurde ich abge­holt und wir sind drei Stunden durch die nor­we­gi­sche Schnee­land­schaft gefahren. Viel Weiß, viele Bäume und sonst nichts. Die zwei Nächte habe ich direkt über einer Tank­stelle in einem B&B ver­bracht. Irgendwie unge­wöhn­lich, aber auch muckelig. Ich bin froh, auch diese Erfah­rung gemacht zu haben.

Ende 2010 haben Sie dann einen Ver­trag in Ita­lien bei Tra­pani Calcio unter­schrieben. In der vierten Liga. Wie kam es dazu?
Der Kon­takt ist über meinen Onkel und meine Groß­el­tern zustande gekommen. Ich bin nach Ita­lien geflogen, obwohl ich immer noch Pro­bleme mit meinem Knie hatte, hum­pelte und maximal bei 50 Pro­zent war. In den ersten zwei Monaten habe ich prak­tisch nur von mor­gens bis abends mit dem Fit­ness­trainer trai­niert. Viermal am Tag. Irgend­wann hatte ich dann über­haupt keine Pro­bleme mehr mit dem Knie. Viel­leicht lag es an der ita­lie­ni­schen Luft, direkt am Meer (lacht).

Ein Arzt riet mir dazu, meine Kar­riere zu beenden. Mit 26 Jahren. Für mich war klar, das geht nicht“

Klingt, als hätte es Ihnen dort besser gefallen als in Nor­wegen.
Ja, auf jeden Fall. Bei Tra­pani hatten wir einen Prä­si­denten, der richtig viel Kohle hatte. Da ihm ein Schiffs­un­ter­nehmen gehört, habe ich zwei Jahre auf einer Art Kreuz­fahrt­schiff gewohnt. Das lag da ein­fach im Hafen, ich konnte mit dem Auto dort hin­ein­fahren und hatte dann weiter oben ein eigenes Zimmer. Genau wie fünf, sechs andere Spieler auch. Das war echt super, wie in einem Hotel mit Voll­ver­pfle­gung. Als meine Frau dann nach Ita­lien kam, habe ich mir aller­dings etwas anderes gesucht (lacht).

Wie lief es sport­lich?
Ziem­lich gut. Wir sind direkt in meiner ersten Saison von der vierten in die dritte Liga auf­ge­stiegen und dort dann auch nur ganz knapp in der Rele­ga­tion am Auf­stieg in die Serie B geschei­tert.

In der 2. Bun­des­liga haben Sie hin­gegen gespielt. Für den 1. FC Köln. Damals lag Ihnen auch ein Angebot von Mainz 05 und Jürgen Klopp vor.
Ganz ehr­lich: Ich habe meine Ent­schei­dungen nie bereut. Jürgen Klopp hat mich damals nach Mainz ein­ge­laden. Ich habe mir dort das Gelände und Sta­dion ange­schaut, hatte ein tolles Gespräch mit Klopp. Er ist ein­fach ein toller Mann, ein toller Trainer. Ich war so beein­druckt, dass ich mit dem Gefühl nach Hause gefahren bin: Ja, das ist es. Am glei­chen Abend hat sich Michael Meier (dama­liger Manager des 1. FC Köln, Anm. d. Red.) bei mir gemeldet. Ihn kannte ich bereits vom BVB, dort habe ich mich über­ra­gend mit ihm ver­standen. Nachdem ich mir in Köln alles ange­schaut hatte, war ich eben­falls sehr beein­druckt, obwohl der FC damals in der zweiten Liga spielte. Die Nähe zu meinen Eltern hat dann den Aus­schlag für Köln gegeben.

Nach zwei Jahren in Köln wech­selten Sie 2008 zur TuS Koblenz. Dort machten Sie auf­grund von Ver­let­zungen aller­dings nur zwei Spiele.
Ja, ich habe mich schwer am Knie ver­letzt. Es war keine ein­fache Zeit. Ein Arzt riet mir sogar dazu, meine Kar­riere zu beenden. Mit 26 Jahren. Für mich war klar, das geht nicht. Das habe ich ein­fach nicht in meinen Kopf bekommen. Wenn du dein ganzes Leben für Fuß­ball gelebt hast und dann sagt dir ein Arzt im besten Fuß­ball­alter, dass du auf­hören sollst, dann kannst du das nicht ein­fach so akzep­tieren. Des­halb bin ich unglaub­lich froh, dass ich nun immer noch im Fuß­ball arbeiten kann.

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