Einst lief er vor 80.000 Fans im Westfalenstadion auf, mittlerweile arbeitet er in einem Autohaus. Heute wird Salvatore Gambino 40 Jahre alt – und kann vom Fußball nicht lassen. Das führte ihn bisweilen in den tiefsten norwegischen Winter. Oder auf ein Kreuzfahrtschiff in Italien.
Nach einigen Verletzung und Rückschlägen lag Ihnen schließlich ein Angebot aus Norwegen vor. Sie haben beim damaligen Erstligisten Kongsvinger IL sogar ein Probetraining absolviert.
Genau. Nach meiner langen Verletzung bin ich für drei Tage nach Norwegen geflogen. Jedoch hat es mir dort überhaupt nicht gefallen. Minus 30 Grad, das war nichts für mich. Ich habe keinen Vertrag unterschrieben und bin auch nie für die Mannschaft aufgelaufen.
Wie lief ihr Aufenthalt im hohen Norden ab?
Nach der Landung wurde ich abgeholt und wir sind drei Stunden durch die norwegische Schneelandschaft gefahren. Viel Weiß, viele Bäume und sonst nichts. Die zwei Nächte habe ich direkt über einer Tankstelle in einem B&B verbracht. Irgendwie ungewöhnlich, aber auch muckelig. Ich bin froh, auch diese Erfahrung gemacht zu haben.
Ende 2010 haben Sie dann einen Vertrag in Italien bei Trapani Calcio unterschrieben. In der vierten Liga. Wie kam es dazu?
Der Kontakt ist über meinen Onkel und meine Großeltern zustande gekommen. Ich bin nach Italien geflogen, obwohl ich immer noch Probleme mit meinem Knie hatte, humpelte und maximal bei 50 Prozent war. In den ersten zwei Monaten habe ich praktisch nur von morgens bis abends mit dem Fitnesstrainer trainiert. Viermal am Tag. Irgendwann hatte ich dann überhaupt keine Probleme mehr mit dem Knie. Vielleicht lag es an der italienischen Luft, direkt am Meer (lacht).
„Ein Arzt riet mir dazu, meine Karriere zu beenden. Mit 26 Jahren. Für mich war klar, das geht nicht“
Klingt, als hätte es Ihnen dort besser gefallen als in Norwegen.
Ja, auf jeden Fall. Bei Trapani hatten wir einen Präsidenten, der richtig viel Kohle hatte. Da ihm ein Schiffsunternehmen gehört, habe ich zwei Jahre auf einer Art Kreuzfahrtschiff gewohnt. Das lag da einfach im Hafen, ich konnte mit dem Auto dort hineinfahren und hatte dann weiter oben ein eigenes Zimmer. Genau wie fünf, sechs andere Spieler auch. Das war echt super, wie in einem Hotel mit Vollverpflegung. Als meine Frau dann nach Italien kam, habe ich mir allerdings etwas anderes gesucht (lacht).
Wie lief es sportlich?
Ziemlich gut. Wir sind direkt in meiner ersten Saison von der vierten in die dritte Liga aufgestiegen und dort dann auch nur ganz knapp in der Relegation am Aufstieg in die Serie B gescheitert.
In der 2. Bundesliga haben Sie hingegen gespielt. Für den 1. FC Köln. Damals lag Ihnen auch ein Angebot von Mainz 05 und Jürgen Klopp vor.
Ganz ehrlich: Ich habe meine Entscheidungen nie bereut. Jürgen Klopp hat mich damals nach Mainz eingeladen. Ich habe mir dort das Gelände und Stadion angeschaut, hatte ein tolles Gespräch mit Klopp. Er ist einfach ein toller Mann, ein toller Trainer. Ich war so beeindruckt, dass ich mit dem Gefühl nach Hause gefahren bin: Ja, das ist es. Am gleichen Abend hat sich Michael Meier (damaliger Manager des 1. FC Köln, Anm. d. Red.) bei mir gemeldet. Ihn kannte ich bereits vom BVB, dort habe ich mich überragend mit ihm verstanden. Nachdem ich mir in Köln alles angeschaut hatte, war ich ebenfalls sehr beeindruckt, obwohl der FC damals in der zweiten Liga spielte. Die Nähe zu meinen Eltern hat dann den Ausschlag für Köln gegeben.
Nach zwei Jahren in Köln wechselten Sie 2008 zur TuS Koblenz. Dort machten Sie aufgrund von Verletzungen allerdings nur zwei Spiele.
Ja, ich habe mich schwer am Knie verletzt. Es war keine einfache Zeit. Ein Arzt riet mir sogar dazu, meine Karriere zu beenden. Mit 26 Jahren. Für mich war klar, das geht nicht. Das habe ich einfach nicht in meinen Kopf bekommen. Wenn du dein ganzes Leben für Fußball gelebt hast und dann sagt dir ein Arzt im besten Fußballalter, dass du aufhören sollst, dann kannst du das nicht einfach so akzeptieren. Deshalb bin ich unglaublich froh, dass ich nun immer noch im Fußball arbeiten kann.
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