Einst lief Salvatore Gambino vor 80.000 Fans im Westfalenstadion auf, mittlerweile arbeitet er in einem Autohaus. Doch vom Fußball kann er nicht lassen. Das führte ihn bisweilen in den tiefsten norwegischen Winter. Oder auf ein Kreuzfahrtschiff in Italien.
Salvatore Gambino, kaufen die Menschen gerade eigentlich mehr oder weniger Autos als vor der Corona-Pandemie?
Beim Verkauf gab es einen kleinen Durchhänger. Mittlerweile hat sich die Lage aber wieder stabilisiert. Der Service lief auch während des Lockdowns normal weiter. Schließlich gibt es immer Autos, die repariert werden müssen.
Seit Sommer 2019 arbeiten Sie in einem Autohaus in Werl. Was sind ihre konkreten Aufgaben?
Ich bin Serviceberater, nehme Telefonate von Kunden entgegen. Wenn jemand Probleme mit seinem Fahrzeug hat oder eine Inspektion wünscht, suche ich nach einem passenden Termin.
Wie reagieren die Kunden, wenn Sie sich mit „Gambino“ am Telefon melden?
Am Telefon verstehen es die meisten wahrscheinlich gar nicht. Da gibt es selten Nachfragen. Wenn sie bei einer Inspektion vor mir stehen, erkennen mich manche Leute aber schon. Zumeist halten sich die Kunden dann aber zurück, sind eher schüchtern. Autogrammwünsche gibt es aber manchmal dennoch.
Wie wichtig sind Ihnen Autos heutzutage?
Ich sehe sie nicht als Statussymbol. Meine Eltern und ich kommen eher aus einfacheren Verhältnissen. Wir haben uns alles selbst erarbeitet. Daher finde ich es nicht schlimm, mit einem schönem Auto durch die Gegend zu fahren. Ich habe aber keinen Ferrari, sondern fahre als Familienvater einen großen Audi. Eine Familienkutsche, in die alle reinpassen.
Während Ihrer Zeit in der Bundesliga hatten doch bestimmt einige Spieler beeindruckende Autos. Wer fuhr die dickste Karre?
Viele hatten einen Ferrari, aber auch andere teure Autos. Ich jedoch nicht (lacht). Meistens gilt: Jüngere Spieler fahren kleinere Modelle. Ältere, gestandene Spieler hingegen dickere und größere.
wechselte in der C‑Jugend zu Borussia Dortmund. In der Saison 2003/04 wurde er regelmäßig bei den Profis eingesetzt. 2006 wechselte er zum 1. FC Köln. Später spielte er in unterklassigen Ligen in Italien. Heute ist er Co-Trainer bei RW Ahlen in der Regionalliga West.
Neben ihrem Job im Autohaus spielt auch der Fußball noch eine große Rolle in ihrem Leben: Sie sind Co-Trainer bei Rot-Weiß Ahlen. Wie sieht derzeit ein ganz normaler Tag bei Ihnen aus?
Ich stehe um sechs Uhr auf, meistens sind meine Kinder dann auch schon wach, sodass ich sie noch eine halbe Stunde unterhalten kann. Dann fahre ich ins Autohaus, wo ich von 8 bis 17 Uhr arbeite. Danach geht es direkt von Werl nach Ahlen zum Training. Gegen 20.30 Uhr bin ich dann in der Regel wieder zuhause.
Das klingt nach einem straffen Programm.
Derzeit ist es schon sehr straff, da wir in der Vorbereitung sind. In der Saison habe ich dann etwas mehr Zeit.
„Zum Glück muss ich als alter Sack nicht mehr alles mitmachen“
Letzte Saison waren Sie noch spielender Co-Trainer bei Westfalia Rhyern in der Oberliga. Nun sind Sie bei Rot-Weiß Ahlen in der Regionalliga. Was sind dort ihre Aufgabenbereiche?
Ich spiele nicht mehr und betreue die Jungs ausschließlich als Co-Trainer. Ich glaube zwar, dass ich noch hätte spielen können, aber mittlerweile merkt man die Knochen dann doch deutlich mehr als früher. Sie machen einfach nicht mehr so mit, die jungen Spieler laufen spielend an mir vorbei. Ein bisschen könnte ich mit Auge und Cleverness ausgleichen, so richtig viel Spaß würde es aber wohl nicht mehr machen.
Wie war das eigentlich als spielender Co-Trainer? Haben Sie die komplette Vorbereitung mitgemacht, also auch die schweißtreibenden Konditionsläufe?
Zum Glück habe ich an manchen Tagen eine Gruppe übernommen. Dann musste ich als alter Sack nicht alles mitmachen (lacht).
Wie sind Sie überhaupt in Ahlen gelandet?
Die Verbindung kam über Björn Mehnert, über den ich auch im Autohaus gelandet bin, zustande. Mit ihm habe ich schon in der BVB-Reserve gespielt und bei Westfalia zusammengearbeitet. Wir stehen kontinuierlich in Kontakt, er ist ein guter Mensch. Ende Mai hat er mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, sein Co-Trainer zu werden. Damals hat er mir aber noch nicht verraten, wo. Als klar war, dass es Ahlen wird, habe ich ohne langes Überlegen zugesagt.
Wären Sie ihm überall hin gefolgt?
Überall nicht. Die Entfernung musste es schon zulassen. Es musste natürlich auch mit der Arbeit passen. Mit dem Geld, das ein Co-Trainer in der Regionalliga verdient, kann man keine Familie ernähren.