Salomon Kalou streamt live aus der Hertha-Kabine und vom Coronatest – und dürfte mit seinem Video für einen handfesten Skandal sorgen. Denn der Blick hinter die Kulissen zeigt, wie sorglos mit der aktuellen Situation umgegangen wird.
Hätte Salomon Kalou doch nur auf den Arzt gehört. „Sala, bitte. Sala, bitte!”, ermahnt der Fachmann den Profi. Die Stimme des Mediziners klingt besorgt, fast panisch: „Sala, bitte. Sala, lösch das bitte.” Was er nicht weiß: Herthas Stürmer überträgt in diesem Moment den Coronatest seines Teamkollegen Jordan Torunarigha live im Internet. Bei Facebook. Zum Löschen ist es jetzt schon zu spät. Das Video vom Montag dürfte die Diskussionen, wie sicher die Bundesliga im Augenblick des grassierenden Virus ist, neu entfachen. Weil zumindest manche Spieler, wie Kalous Bilder belegen, kaum Sensibilität für die Gefahr aufbringen. (Warum Kalou nicht die alleinige Schuld am PR-Desaster trägt, lest ihr hier.)
Das Video, das Salomon Kalou am Montagmittag gegen 12 Uhr streamt, beginnt harmlos. Langweilig sogar, denn in den ersten 15 Minuten sitzt der Mann von der Elfenbeinküste als Beifahrer in einem Auto und fährt zum Trainingsplatz der Hertha am Berliner Olympiagelände.
Doch dann wird es sehr schnell brisant. Dort, wo sich der Bundesligist aktuell und unter vermeintlich hohen Auflagen zum Schutz vor dem Coronavirus aufhält, beachten der Stürmer und seine Teamkollegen die einfachsten Verhaltensregeln nicht. Kalou geht in das Büro von Athletiktrainer Henrik Kuchno. Beide geben sich sofort die Hand, lachen nebeneinander stehend über Kalous Frisur. In der Kabine geht es weiter: Kalou begrüßt Per Skjelbred, Torwart Rune Jarstein, Veteran Petar Pekarik und Vedad Ibisevic mit Fäusten und normalen Handschlägen. Alle Spieler sitzen zudem dicht aufeinander in der Umkleidekabine – effektiver Schutz vor einem hochansteckenden Virus sieht anders aus. Einfachste Verhaltensregeln werden nicht eingehalten.
Aber es geht weiter. Und es wird noch viel bizarrer: Nachdem sich Kalou umgezogen hat, das Handy nimmt die Szenen weiter live auf, geht er zum Coronatest. Dort angekommen, bittet ihn ein Arzt zu warten, denn im Behandlungszimmer wird bei Verteidiger Jordan Torunarigha gerade ein Abstrich genommen. Doch Kalou pfeift auf die Anweisung. Und kommt stattdessen dem Geschehen ganz nah.
„Sala, bitte. Sala, lösch das bitte”, ruft der Arzt, bei dem es sich möglicherweise um Physiotherapeut David de Mel handelt. Er scheint als einziger zu verstehen, was droht, wenn diese Bilder an die Öffentlichkeit geraten. Auffällig ist, dass er weder den vom Robert-Koch-Institut empfohlenen Schutzkittel noch eine Schutzbrille sowie keine FFP2-Maske, sondern nur einen einfachen Mund-Nasen-Schutz trägt. Kalou lacht: „I’m joking.”