Seite 2: Bei Hertha wird über Corona diskutiert
Sim Sala Boom!
4. Mai – Selten hat ein einzelner Spieler für so viel Fassungslosigkeit im Land gesorgt, ohne dass ein Ball im Spiel gewesen wäre, wie Hertha-Stürmer Salomon Kalou. Aber 2020 war eben alles möglich, vor allem bei der Power-Kombination Hertha BSC/Facebook Live. Denn während DFL, DFB und Vereinsverantwortliche mit aller Macht darum kämpften, dass die Liga mit Hilfe eines ausgeklügelten Hygienekonzepts trotz der Corona-Pandemie ihren Betrieb wieder würde aufnehmen können, spazierte Veteran Kalou fröhlich durch die Kabine, schüttelte gutgelaunt Hände, unterhielt sich offenherzig über die Gehaltskürzungen, platzte in ein Zimmer, in dem gerade ein Corona-Test durchgeführt wurde – und streamte die ganze Szene, warum auch immer, für tausende Zuschauer live mit dem Handy. Es folgten ein beispielloser Sturm der Entrüstung, eine dann doch etwas überzogene Grundsatzdiskussion über die Zurechnungsfähigkeit von Profifußballern, eine DFL-Rüge für die Hertha und eine unehrenhafte Suspendierung für Kalou – aber leider weder der Goldene Bär der Berlinale noch der Deutsche Filmpreis in der Kategorie „Bester Dokumentarfilm“. Dabei hätte er es für sein unorthodoxes Werk durchaus verdient gehabt. – Die Netzreaktionen zum Kalou-Video:
HaHoHeli
11. Mai – Nur wenige Tage später überraschte die Hertha schon wieder: Investor Lars Windhorst hatte einen Aufsichtsratsnachfolger für den verbrannten Jürgen Klinsmann gefunden, nämlich den gerade erst mit kruden Corona-Theorien auffällig gewordenen Jens Lehmann. Schnell wurde geunkt: Würde der Ex-Keeper mit dem Helikopter einfliegen, wie damals in Stuttgart? Und würde er Salomon Kalou per Handschlag begrüßen? Doch nichts davon passierte. Enttäuschend. Und nicht einmal bei Facebook Live ist Lehmann bis dato aufgetreten. - Mit seltsamen Aussagen ist Jens Lehmann seitdem aber immer wieder in Erscheinung getreten. Diese hier hat er bislang nicht getätigt:
„Schön möglich, dass ich heute morgen Fieber hatte. Andererseits habe ich das Thermometer danach an die Heizung gehalten, und: Auch erhöhte Temperatur! Nicht auszuschließen also, dass diese Testmethoden alle gar nicht stimmen – will ich nur mal zu bedenken geben.“
„Ernsthaft jetzt: Wieso können in ein Stadion, in das 70.000 Menschen passen, nicht 20.000 Zuschauer kommen? Da ist doch genug Platz. Und wenn wir alle im Hubschrauber kommen, dann gibt’s auch kein Gedränge in der U‑Bahn. Apropos U‑Bahn: Wie stehen Sie eigentlich zur Hohlerde?“
„Übrigens: Ich war gestern Fahrrad fahren. Ich habe noch nie so viele Fahrradfahrer gesehen in meinem Leben – auch in Gruppen! Zusammen! Ich will ja nichts sagen, aber was weiß Eric Zabel?“
„Die ganzen Virologen meinen jetzt, dass wir auf einen Impfstoff warten sollen. Das wird ja auch von staatlicher Seite massiv propagiert! Aber ganz ehrlich, ich habe mir da mal meine Gedanken zu gemacht. Und wer verdient da am Ende auch dran? Ich kann nur aus eigener Erfahrung sagen: Handauflegen reicht, sagen auch Top-Mediziner.“
„Markus Söder meint, dass Geisterspiele vielleicht nicht mehr möglich sind und die Saison abgebrochen werden soll. Ich sag nur: Aufwachen! Dann wäre Bayern schon wieder Meister. Und also schaut euch dieses Foto an und dann sagt mir, dass es Deep State nicht gibt.“
„Viele haben mich gefragt: ‚Jens, warum warst du nicht schon früher die Nummer 1 beim DFB?‘ Und denen sag ich dann: ‚Schon mal was von der Bananenrepublik Deutschland gehört?‘ Wer sein Hirn eigenständig benutzt, der weiß schon, was ich meine.“
„Als ich es drauf angelegt habe, bekam ich übrigens die Nummer 9. Und deshalb ist die Frage erlaubt: Welche Zahlen werden uns aktuell noch vorenthalten?“
„Ich bin ehrlich: Früher habe ich von den Machenschaften profitiert. Zum Beispiel behauptete ich, dass ich mit Schalke den Europapokal gewonnen hätte. Aber wer sich die Bilder mal ganz genau anschaut, weiß, das war ein gewisser Herr Andersson!“
„Jetzt werden viele der Schlafschafe wieder rufen: ‚Verschwörungstheorie!‘ Aber die sollten mal schauen, was mit Xavier Naidoo passiert ist, um zu verstehen, warum wir bei der WM 2006 kurz vor dem ganz großen Erfolg ausgeschieden sind. Auch mal selber denken.“
„Ich sag’s jetzt einfach: Die Merkel will uns Deutsche am Boden sehen. Jedes einzelne Mal, wenn wir verloren haben, war die Frau schon vor Ort…“
„… schauen Sie nur in die höhnischen Gesichter. Die planten doch was.“
„Hallo Herr Lehmann, na schon wieder verloren?!“
„Wir haben das innerhalb der Mannschaft auch kritisch diskutiert, klar. Aber immer mehr Spieler sind dann irgendwann übergelaufen, die wurden mit Auszeichnungen in die inneren Zirkel gelockt.“
„Ich sag nur: Bilderbuch-Treffen…“
„Mir konnte da aber nie etwas passieren. Ich hatte immer meinen Hut auf…“
„… notfalls tut es aber auch ein Alu-Trikot. Wie ihr das ganz einfach selbst basteln könnt, erfahrt ihr in meiner Telegram-Gruppe. Nur echt mit drei Deutschland-Fahnen.“
„Die einfache Masse weiß das vielleicht gar nicht, aber ich habe recherchiert: Eine Maskenpflicht gibt es schon viel länger!“
„Stichwort: Reptiloide in der Bundesliga.“
„Klar, das lässt sich auch alles anders erklären, aber als ich das letzte Mal nachgesehen habe, waren die beiden Türme noch da.“
„Ich bin eben jemand, der auch mal hinter die Fassade blickt.“
„Wobei ich schon fragen muss: Welchen Sinn hat es eigentlich, dass die Systemmedien die Kontrolle über die Bilder haben? Über solche Bilder zum Beispiel…“
Super enttäuschter Mario
13. Mai – Nachtreten gilt nur dann als cool, wenn es um englische Raubeine in verpixelten Youtube-Videos aus den Neunzigern geht. Wenn man aber gegen ehemalige Mitspieler nachtritt, zum Beispiel in Interviews mit großen Zeitungen, dann kommt das eher so semi-gut an. Das weiß mittlerweile wahrscheinlich auch Italiens Abwehrboss Giorgio Chiellini, der im Mai im Gespräch mit „La Repubblica“ in Bezug auf Mario Balotelli zu Protokoll gab, dass dieser „eine negative Person ohne Respekt für die Gruppe“ sei. Pfui! Die Reaktion von Balotelli ließ natürlich nicht lange auf sich warten, allerdings bewarf er seinen alten Kollegen, wie man ja durchaus hätte vermuten können, weder mit Dartpfeilen noch mit Feuerwerkskörpern, im Gegenteil, er antwortete ganz klassisch mit Worten. „Wenn sich so ein Champion verhält, dann bevorzuge ich es, keiner zu sein.“ Punkt Balotelli. Wobei auch Chiellini irgendwie als Sieger aus der Sache rausging. Seine Biografie mit dem originellen Titel „Io, Giorgio“ („Ich, Giorgio“), die zufälligerweise zeitgleich erschien, verkaufte sich super.