Von einer Gänsehaut-Hymne über einen heiseren Kommentator bis hin zu einem als Fan getarnten Präsidenten: Die Isländer hinterlassen einen großen Strauß wunderbarer Erinnerungen.
Ég er kominn heim – eine Hymne, die wir vermissen werden
Dieses Lied kennt inzwischen ganz Europa: „Ég er kominn heim“ (Ich bin heimgekommen). Es ist einer der beliebtesten Fangesänge der Isländer – auch wenn es kein typisches Fußballlied ist. Die Vorlage lieferte ein Operetten-Lied des Ungarn Emmerich Kalman. Auch nach dem 1:1 gegen Portugal stimmten die isländischen Fans ihre Hymne an. Der ehemalige isländische Nationalspieler Throgrimur Thrainsson hielt diesen Moment in einem Video fest, das sich schon kurz danach im Netz verbreitete. „Ein wunderschöner Moment, ich hatte Tränen in den Augen“, erzählt Thrainsson im 11FREUNDE-Interview.
Das Mädchen für alles: Thorgrimur Thrainsson
Er ist Balljunge, Kameramann und Mentalcoach: Thorgrimur Thrainsson ist zwar Teil des isländischen Stabs bei der Europameisterschaft, hat aber keine klare Aufgabe. Er macht einfach das, was anfällt. Nebenbei schreibt er Kinderbücher, kandidierte für das Präsidentenamt und gibt Motivationstrainings – ein Multitalent eben. Das scheint in Island aber normal zu sein: „Bei uns macht eigentlich jeder mindestens drei Jobs“, sagt er. Nachdem das Island-Märchen nun aber im Viertelfinale sein jähes Ende fand, hat das Fußballidol erst einmal einen Job weniger. Für Ersatz ist aber bestimmt schon gesorgt.
Islands Schlachtruf lässt die Wikinger wieder auferstehen
Ein gemeinsames Klatschen und ein kollektives „HUH“ – der Schlachtruf der isländischen Fans klingt, als hätten sich schon die Wikinger mit diesem Schrei gegenseitig angefeuert. Tatsächlich aber hat sich ein isländischer Fanklub dieses Ritual ausgedacht. Neuzeit hin oder her – der Schlachtruf passt einfach zu den Isländern, die mit ihren Vollbärten und langer Mähne ganz dem Klischee eines Wikingers entsprechen und auf dem Platz alles für den Sieg geben. Fußball als Kampf – eine Einstellung, die die Isländer immerhin bis ins Viertelfinale getragen hat.
Nur 330.000 Einwohner, aber Fans aus aller Welt
Islands Fangemeinde wächst und wächst: Zu den ca. 330.000 Isländern kommen – nicht erst seit der EM – zahlreiche Nicht-Isländer hinzu, die sich einfach in dieses Land und diese Fankultur verliebt haben. Zwei von ihnen sind die Deutschen Jochen und Nici, die den Isländern sogar nach Frankreich hinterher reisten. Die Karten für alle Island-Spiele sicherte sich Jochen dabei durch einen Trick. Er gab sich auf dem Uefa-Formular als Isländer aus, denn Karten für alle Spiele eines Landes bekommt nur, wer entweder in diesem Land geboren wurde oder dort eine Postadresse hat. Die Uefa glaubte ihm, Jochen und Nici packten ihren VW-Bus und los ging es nach Frankreich. Dort wurden sie mit spektakulären Spielen „ihrer“ Isländer belohnt, die Stück für Stück die Herzen weiterer Fans aus ganz Europa gewannen.