Vor dem Spitzenspiel gegen RB Leipzig ist Schalke 04 auf der Suche nach der Torgefahr. Die Daten allerdings legen nahe, dass die Probleme nachhaltiger sind.
Noch mehr verdunkelt sich das königsblaue Bild, wenn man auf die Expected Goals schaut, mit der man die Qualität der Torchancen ermitteln kann. Bei den xGs wird miteinbezogen, aus welcher Situation ein Schuss aufs Tor abgegeben wurde. Denn natürlich ist die Wahrscheinlichkeit höher, aus sechs Metern zentral vor dem Tor einen Treffer zu erzielen als aus 25 Metern von der Seite. Am einfachsten kann man sich den Wert anhand von Elfmetern klarmachen: Durchschnittlich drei von vier Elfmetern werden verwandelt, also 75 Prozent, das entspricht 0,75 xG (Expected Goals).
Die Modelle für die Expected Goals werden immer präziser, inzwischen wird auch der Gegnerdruck beim Torschuss mitberechnet. Denn es ist wahrscheinlicher, aus 16 Metern ein Tor zu schießen, wenn der Schütze unbedrängt ist und kein Verteidiger im Weg steht, als aus sechs Metern, wenn noch vier Verteidiger die Schussbahn blockieren. So geben die Expected Goals relativ genauen Aufschluss über die Qualität der Torchancen einer Mannschaft. Und das ist keine gute Nachricht für Schalke.
Dabei ist die Mannschaft nämlich endgültig im Tabellenkeller angekommen. Die 27,2 xG sind der fünftschlechteste Wert der Liga, nur Düsseldorf (20,8), Hertha (23,7), Paderborn (26,4) und Freiburg (26,6) stehen hier noch schlechter da. Dass Schalke 32 Tore geschossen hat, also fünf mehr als zu erwarten wäre, bedeutet, dass in dieser Saison das Spielglück eher mit Wagners Team war.
Das wird gerade beim bislang besten Torschützen offensichtlich, der in den letzten Wochen bitter vermisst wurde, nachdem er sich Ende Januar verletzte. Suat Serdar hat sieben Tore geschossen, obwohl er gar kein Stürmer ist. Doch der Fußballgott hat es mit dem Nationalspieler vor dem Tor besonders gut gemeint. Die Qualität seiner Chancen lag bei 2,7 xG, realistischer wäre es also gewesen, wenn Serdar drei Tore geschossen hätte und nicht sieben. Weil solche Strähnen aber nicht nachhaltig sind, sollten Schalke-Fans nicht zu große Hoffnungen an seine mögliche Rückkehr knüpfen.
Auf Schalke dürfte durch diese Zahlen aber kaum jemand wirklich überrascht sein. Dass es der Mannschaft an Offensivkraft fehlt, ist schon lange ein Thema. In der letzten Saison schoss die Mannschaft in 34 Spielen nur 36 Tore, hatte dabei aber Pech, denn die Chancenqualität lag bei 42,8 xG. In der Hinrunde dieser Saison wurde die Offensivschwäche durch Spielglück etwas übertüncht, aber inzwischen scheinen die Probleme wieder durch.