Was stellt wohl jemand her, der Beckenbauer heißt? Die Antwort lautet: Brot. Und ist nur der Anfang eines kleinen Streifzugs durchs Dickicht der deutschen Weltmeisternamen.
Noch häufiger sind Namen, die auf Berufe zurückgehen, all die Müllers und Maiers und Schäfers. Da es sich meist um im Aussterben begriffene Handwerkstätigkeiten aus dem Mittelalter handelt, kommt es nur noch selten vor, dass jemand tut, was sein Name bedeutet. Franz Beckenbauer zum Beispiel musste nie gleichzeitig als Bäcker und Bauer tätig sein, um die Familie zu ernähren. Wie schön, wenn man da erfährt, dass der Familienname von Sepp Herberger tatsächlich von jemandem kommt, der eine Herberge leitete. Denn in dieser Rolle sah sich „der Chef“ ja gerne.
Ebenso verbreitet sind Familiennamen, die auf einen Vornamen zurückgehen und bei denen dann die Endung verschwand, die eine Verwandschaftsbeziehung anzeigt (nach dem Muster des norddeutschen ‑sen). Auf diese Weise bekamen die Helden von Bern ihre Gebrüder Walter oder die Weltmeister von 1990 den Matthäus und den Berthold. Auch Deutschlands vierter Stern wurde von einem solchen Familiennamen gewonnen, denn Götze geht nicht etwa auf Luthers „falschen Gott“ zurück, sondern kommt einfach von Gottfried oder Gottlieb. Ja, manchmal sind Rufnamen als Ursprung nur nach Knobelei noch zu erkennen. Bei Völler käme man auch nicht sofort darauf, dass dieser Name von Volker abgeleitet wurde.
Warum Hölzenbein fiel
Aber es gibt noch eine weitere Klasse der Ursprünge von Familiennamen: sogenannte Übernamen – also Bezeichnungen, die auf Eigenschaften oder Merkmale zurückgehen. Das offensichtlichste Beispiel unter den deutschen Weltmeistern ist wohl Helmut Schön. Aber nicht immer waren Übernamen so nette Ausdrücke. So dürfte der namensgebende Vorfahr von Bernd Hölzenbein in der Tat gehbehindert gewesen sein, vermutlich hatte er ein steifes Bein. Zum Glück für den deutschen Fußball vererbte sich dieses Gebrechen nicht auf seine Nachfahren, sieht man einmal davon ab, dass Bernd im WM-Finale 1974 mitten im holländischen Strafraum plötzlich vergaß, wie man läuft.
Man sieht schon, über die Jahrhunderte können Namen unpassend werden. So war Philipp Lahm ja ein sehr flinker Spieler, und auch im Fall von Helmut Rahn darf man von unbeabsichtigter Ironie sprechen. Denn der Siegtorschütze beim Wunder von Bern war kräftig, stämmig und neigte sogar zur Fülligkeit. Dabei meint das mittelhochdeutsche Wort „ran“ so viel wie schmächtig.
Tja, und nun würden die englischen Halbwüchsigen sicher gerne wissen, warum jemand Kuntz heißt. Tut uns leid, der war nur Europameister, kein Weltmeister, und kommt deswegen erst in zwei Jahren dran.