In München zerfällt ein Verein nach der verpassten Meisterschaft, in Bremen werfen sie den Rettungsanker Philipp Bargfrede und in Frankfurt führt Adi Hütter ein Laientheater auf. Die 11 des 31. Spieltags.
Manuel Gräfe
Manuel Gräfe, der deutsche Pierluigi Collina, soll nach dieser Saison aufhören, weil er mit 47 Jahren die DFB-Altersgrenze erreicht hat. Das ist Quatsch, sagen die Spieler, sagen Didi Hamann und Lothar Matthäus und das sagt auch 11FREUNDE. Das ist so, als würde man den Käse wegschmeißen, weil der jetzt ja schon vier Jahre gereift ist. Oder das The-Man-Comes-Around-Album von Johnny Cash lieber wieder vom Markt nehmen, weil seine Stimme altersbedingt leider etwas zu kratzig geworden ist. Oder den lichtdurchfluteten Altbau mit Stuck und Dielen kernsanieren, weil PVC-Böden und abgehängte Decken einfach diesen ganz charmanten Flair haben. Was wir sagen wollen: Justice for Graefe!
Joel Pohjanpalo
Drei Mal traf Unions Joel Pohjanpalo am Samstag gegen Werder. Sein Gegenüber Davie Selke erstaunt: „Wie? Das geht? Dafür braucht man gar nicht zwei Jahre?“ Nope, geht auch in 17 Minuten. Aber zugegeben, der Selke-Vergleich ist ungerecht. Immerhin hat der mit Yuya Osako und Josh Sargent zwei unaufhaltsam netzende Satanskerle vor der Nase.
Hannes Wolf
Gladbachs Hannes Wolf wird ja hier und da eine Schönwetter-Attitüde nachgesagt. Typ Trainingsweltmeister, der im Fünf-gegen-Fünf zum Riquelme transformiert und am Spieltag den Carlos Grossmüller gibt. Ein Kreisklassen-Zehner, gerne mit Halswärmer, kurzärmelig, aber Handschuhe, abgeklebte Ohrringe, die Stutzen über die Knie gezogen und den eigenen Namen in die neonpinken Schuhe gestickt. Bislang hat er im Gladbacher Trikot auch meist genauso gespielt, anders aber am Sonntag gegen Bielefeld. Da ließ sich endlich mal erahnen, dass all die Rabona-Flanken und Around-The-World-Einheiten doch nicht für die Katz waren. Aber war ja auch schönes Wetter.
Stefan Ortega
Kam uns bislang ein wenig zu kurz, dass sich Stefan Ortega Moreno, immerhin GZSZ-Darsteller seit 1996 und Besitzer des kiezigen Club-Restaurants „Mauerwerk“, nicht an der dusseligen #allesdichtmachen-Kampagne beteiligte. Sehr integer. Auf den Deckel gab’s in der Seifenoper von Gladbach dennoch. Aber hey, nicht vergessen: Durch Liebe und Schmerz wird in guten und in schlechten Zeiten dein Schicksal bestimmt!
Adi Hütter als Marco Rose
Man könnte meinen, die Bundesliga ist zum Laientheater verkommen. Mensch, was haben wir schon für herausragende Bühnenstücke gesehen, was für spektakuläre Darbietungen? Man erinnere sich an Thomas Tuchel, der Maßstäbe setzte, als er sich für seine Rolle des durchgeknallten BVB-Coach heruntergemagert hatte. Unvergessen auch Mats Hummels in seiner mit der Meisterschale ausgezeichneten Rolle als Slim Shady 2016. Oder natürlich Andreas Möller, der in „The Falling Man“ 1995 ein Stück Schauspielgeschichte schrieb. Und heute? Bloß noch ein peinliches Stück, was etwa in Frankfurt stattfindet, wo Adi Hütter die Rolle des leidenden und ungeliebten Marco Rose übernommen hat. Vollkommen überzeichnet, unsägliche Dialoge, keinerlei Impro, kein Feuer, keine Passion. Ganz ehrlich: Nach dieser Spielzeit dürften für ihn höchstens noch Off-Off-Broadway Rollen drin sein. Irgendwo auf Kleinkunstbühnen im Raum Mönchengladbach.