Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft trifft in der Nations League auf England. In München. Da werden Erinnerungen an ein legendäres Duell wach.
Es braucht nicht viel, um Marko Rehmer zum Lachen zu bringen. Schallend sogar. In diesem konkreten Fall reicht der simple Aussagesatz: Am Dienstag spielt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gegen England, in München.
Deutschland gegen England. In München. Da war doch was? Stimmt. Knapp 21 Jahre ist es her, dass beide Teams in der Qualifikation zur WM 2002 in München aufeinandertrafen, damals noch im Olympiastadion. Marko Rehmer, Verteidiger von Hertha BSC, stand bei den Deutschen in der Startelf und erlebte einen unvergesslichen Abend – auch wenn er sich an Einzelheiten gar nicht mehr erinnern kann. „Ich glaube, dass wir im Kollektiv nicht so unseren Sahnetag hatten“, sagt er. „Aber jetzt kann man drüber lachen.“
Damals war das anders. Zumindest für die Deutschen.
In England blickt man naturgemäß mit goldumrandeten Gefühlen auf dieses Spiel zurück. Als bei der Fernsehübertragung zwei Minuten vor dem Ende die Anzeigetafel eingeblendet wird, sagt John Motson, der Kommentator der BBC: „Look at that.“ Und empfiehlt den Zuschauern dieses Bild zu einzuatmen.
Das Spiel ist noch gar nicht vorbei, da ist es schon ein Mythos. Und wie so viele Mythen, so hat auch dieser längst die Wirklichkeit überblendet. „Letztendlich spricht das Ergebnis für sich“, sagt Marko Rehmer. Eins. Zu. Fünf. Mehr muss man eigentlich nicht wissen. „Die deutsche Mannschaft wird demontiert, wie wir es in einem heimischen Stadion noch nie erlebt haben“, sagt Gerd Rubenbauer, der Kommentator der ARD, am Ende seiner Live-Übertragung.
„Ein Rückfall in die Steinzeit“
Im Internet findet man das Spiel noch in voller Länge, mit dem Kommentar von John Motson und dem früheren Nationalspieler Trevor Brooking als Experte an seiner Seite. „Sit back and enjoy“, sagt der BBC-Reporter, als das Spiel beginnt.
Für die Deutschen wird es zum Alptraum. Der 1. September 2001 ist als einer der tiefsten Tiefpunkte in die Geschichte der Nationalmannschaft eingegangen. „Das war ein Rückfall in die Steinzeit“, sagt Verteidiger Christian Wörns, der mit Thomas Linke und Libero Jens Nowotny die Dreierkette bildet.
Zur Pause wird er ausgewechselt. Seinen Platz übernimmt Marko Rehmer, der zuvor als rechter Außenverteidiger gespielt hat.
Nach diesem Spiel ist nichts mehr heilig. Das System mit Libero: hoffnungslos veraltet. Die Verteidiger: zu langsam und schwerfällig. Michael Ballack, die große Nachwuchshoffnung im Mittelfeld: ein blasierter Schönspieler, der bei dem geringsten Widerstand wegbricht. Dietmar Hammann, der Sechser: mit der Kontrolle im Mittelfeld heillos überfordert. Ballack und Hamann, so steht es im Tagesspiegel, „zeigten den Einsatzwillen von Altstars bei einem Benefizspiel“.