1978 kommt Weltenbummler Rudi Gutendorf nach Australien. Er revolutioniert den Fußball Down Under und besiegt sogar die spektakulärste Mannschaft der Welt.
Eine Wohnung mit Blick über die herrliche Hafenbucht von Sydney. Eine Yacht am privaten Anlegesteg. Ein flotter Wagen in der Garage – so lässt es sich leben! Gleich zur Begrüßung hat mir der Präsident der australischen Liga, Sir Arthur George, einen Mercedes 300 mit wurzelholzfurniertem Armaturenbrett vor die Tür stellen lassen. Ich soll die australischen Kicker für die Fußball-WM 1982 in Spanien qualifizieren. Mal wieder eine neue Aufgabe!
Ich werde „Trainer des Jahres“!
Seitdem ich das Team übernommen habe, können meine jungen Spieler wichtige Siege in Testspielen gegen Norwich City und gsogar den AC Mailand verzeichnen. Selbst die 1:2‑Niederlage gegen die englische Nationalmannschaft ist ein respektables Ergebnis, denn beim letzten Spiel der beiden Länder vor meiner Zeit blamierte sich Australien bis auf die Knochen. Die Sportjournalisten küren mich gar zum „Trainer des Jahres“.
Wer Erfolg haben will im Fußball, muss sich durchsetzen können. Vor dem Spiel gegen den AC Mailand schicke ich einen meiner Lieblingsspieler, Eddie Krncevic, vom Platz, weil er sich nicht meinen taktischen Anweisungen fügen will. „Er macht, was ich ihm sage, oder er ist nicht mehr in der Nationalmannschaft! Ich kann mit solchen Amateuren nicht gewinnen“, brülle ich bei einem TV-Interview ins Mikrofon, und die australischen Zuschauer sind der Ansicht, dass ich ihre Sprache spreche. Wenn auch mit deutschem Akzent. Australien ist eine große Sportnation, man versteht, was ich beabsichtige. Seit eineinhalb Jahren sehen sie auf Wiesen und Parkplätzen ein für sie ungewohntes Bild. Wo früher jugendliche Kricketspieler zu Hause waren, erleben sie heute Fußballspieler in voller Aktion. „Dies alles“, schreibt ein Journalist, „mitsamt hervorragender Ergebnisse der australischen Nationalelf, hat der derzeitige australische Fußballtrainer Rud Gutendorf bewirkt. Er hat den Fußball nach dem Ausscheiden bei der WM 1974 für die Australier wieder attraktiv gemacht.“
Neue Namen braucht der Fußball!
Die sensationellen Ergebnisse gegen namhafte ausländische Klubs schätze ich nicht zu hoch ein, denn die Gastmannschaften verbanden die Spiele mit Urlaub, und das nicht zu knapp. Aber es stimmt, das Zuschauerinteresse ist seit meiner Ankunft in Australien sprunghaft gestiegen, und zusammen mit dem Präsidenten des australischen Fußballverbands räume ich zudem kräftig auf. Ich schaffe einige der bisherigen Vereinsnamen ab. Ein Klub, der bisher Azzuri hieß, wird nach seiner Heimatstadt Adelaide City benannt. Hakoah hieß der jüdische Klub in Sydney, der fast jedes Jahr australischer Meister wurde, weil er sehr reich war und die besten Spieler den ärmeren Klubs wegkaufte. Er wird umbenannt in Sydney City FC. Damit festigen wir den Regionalbezug und verhindern ethnische Ausgrenzungen.