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Wenn man bei 11FREUNDE arbeitet, steht man ja im Gene­ral­ver­dacht, dass man früher alles besser fand und am liebsten noch baum­woll­be­kleidet und mit Pflaster auf der Nase eine auf­ge­bla­sene Schweins­blase über einen Nach­kriegsa­cker treiben würde, wäh­rend man sich jeg­li­chen Neue­rungen ver­wehrt. Das ist – mit Aus­nahme viel­leicht des Nasen­pflas­ters, dem wir hin­ter­her­trauern – natür­lich Quatsch. 

Was aber stört, ist der nie ver­sie­gende Impuls der Ver­bände, den Sport zum Bes­seren zu ver­än­dern, was oft genug das Gegen­teil bedeutet. Eine auf 48 Teams auf­ge­bla­sene WM. Eine gro­tesk über­fi­nan­zierte Cham­pions League. Oder der VAR, der den Fuß­ball gerechter machen sollte, in der Praxis aber für ein Plus an strit­tigen Szenen und Dis­kus­sionen gesorgt hat. Es geht also nicht um das Ablehnen von Neue­rungen per se. Nur sinn­voll und prak­ti­kabel sollten sie sein. 

Das Pro­ze­dere ist idio­ten­si­cher und trans­pa­rent

So wie in Eng­land. Dort gibt es seit dieser Saison die Mög­lich­keit, einen Spieler, der mit einer Schwalbe absicht­lich den Schiri täuscht und nicht erwischt wird, nach­träg­lich zu sperren. Gerade wurde Ever­tons Oumar Niasse als erstem Spieler der eng­li­schen Geschicht diese zwei­fel­hafte Ehre zuteil. Im Spiel gegen Crystal Palace hatte Niasse mit einem wirk­lich lächer­li­chen Diver den Schiri getäuscht – und sein Team, das bis dahin 0:1 zurück­ge­legen hatte, glich per Elfer aus. Am Ende spielte Everton 2:2. 

Das Pro­ze­dere bei einem Diver-Ver­fahren in Eng­land ist idio­ten­si­cher und dabei sehr viel trans­pa­renter als jene schlei­er­haften Vor­gänge in der hie­sigen VAR-Blackbox. Ein ehe­ma­liger Schieds­richter, ein ehe­ma­liger Trainer und ein ehe­ma­liger Spieler sehen sich unab­hängig von­ein­ander die Bilder der mut­maß­li­chen Schwalbe an. Nur wenn alle drei davon über­zeugt sind, dass es tat­säch­lich eine Schwalbe ist, wird der Übel­täter gesperrt. Ist die Situa­tion unein­deutig, folgt keine Sperre. 

Niasse zeigte sich geschockt

Niasse zeigte sich geschockt nach der Ankün­di­gung einer Zwei-Spiele-Sperre, ebenso hat sein Verein noch die Mög­lich­keit, Pro­test ein­zu­legen. Klar ist aber: Allein dass die FA nun die Mög­lich­keit hat, Schwalben nach­träg­lich zu bestrafen, dürfte für weniger Fall­sucht in den Straf­räumen sorgen – und das Spiel damit von einer seiner häss­lichsten Facetten befreien. Sinkt doch mal ein Spieler zu ambi­tio­niert dar­nieder, werden die Bilder dafür sorgen, ein­deu­tige Schwalben auch zu sank­tio­nieren. Die ganze Energie, die beim deut­schen Ver­band der­zeit für die VAR-Dis­kus­sion oder Geplänkel mit der chi­ne­si­schen U20 drauf­geht, könnte man auch sinn­voll nutzen – und dar­über nach­denken, die Schwal­ben­sperre auch hier­zu­lande ein­zu­führen.