Ein Platzverweis? Fühlt sich eigentlich beschissen an. Es sei denn, man heißt Jeff Hardeveld, spielt beim FC Emmen und lernt auf dem vorzeitigen Weg in die Umkleidekabine die Liebe seines Lebens kennen.
Peter van Ooijen hatte eine Überraschung vorbereitet. Der Flügelspieler des niederländischen Zweitligisten FC Emmen schmückte den Kabinenplatz seines Teamkameraden Jeff Hardeveld aus. Auf dessen Sitz platzierte er eine Linienrichterfahne, eine Trillerpfeife und eine Anzeigetafel eines vierten Offiziellen, auf der eine grüne 69 zusehen war. „So wurde ich heute auf der Arbeit empfangen“, schrieb Hardeveld bezüglich des ungewöhnlichen Empfangs auf Instagram.
Die Geschichte dahinter ist kurios und schön zugleich. Sie ereignete sich am 13. August des vergangenen Jahres, der FC Emmen empfing am zweiten Spieltag den FC Eindhoven. Die Gäste führten mit 1:0, als Hardeveld in der Nachspielzeit zur Notbremse greifen musste und einen davoneilenden Stürmer per Grätsche von den Beinen holte. Konsequenz: Platzverweis, kurz danach der Abpfiff, Heimniederlage. Ein ziemlich gebrauchter Tag für den 26-jährigen Linksverteidiger – eigentlich. Denn zumindest hat die Rote Karte das Leben des Niederländers maßgeblich verändert.
Als der in Folge seines Platzverweises nämlich mit gesenktem Kopf den Rasen verließ, lief er an Shona Shukrula vorbei. Die 30-jährige Schiedsrichterin war an diesem Tag als vierte Offizielle für das Spiel eingeteilt. Was wie das Drehbuch eines schmierigen Liebestreifens klingt, ereignete sich in der Folge wirklich so: Shukrula und Hardeveld schauten sich kurz in die Augen und es funkte. „Es war wirklich wie Liebe auf den ersten Blick“, sagte Hardeveld später der Zeitung „Telegraaf“.
Die beiden verguckten sich ineinander, bauten Kontakt zueinander auf und wurden ein Paar. Zum Jahresstart machten sie ihre Beziehung dann öffentlich. Wie das junge Liebende 2022 so machen: natürlich über Instagram. „It’s official“, betitelt die FIFA-Schiedsrichterin die vierteilige Fotostrecke, die das glücklichen Paar in Rom zeigt.
In den Sozialen Netzwerken prasselt viel Liebe auf die beiden ein, Mitspieler und Schiedsrichter-Kollegen gratulieren gleichermaßen. Eine praktische Konsequenz zieht die Liebesbeziehung aber dennoch nach sich. Dem „Algemeen Dagblad“ teilte der niederländische Fußballverband mit, dass Shukrula als Schiedsrichterin keine Spiele mehr betreuen dürfe, in denen ihr Freund auf dem Rasen steht. Ein Einschnitt, den das Paar wohl verkraften können wird. „Das ist das Einzige“, heißt es vom Verband weiter. „Für uns ist ihre Beziehung überhaupt kein Problem. Wir wünschen ihnen alles Glück der Welt.“
Ein Szenario, das für den Verband übrigens kein unbekanntes ist. So musste der KNVB bei der Spieleinteilung der Schiedsrichter einst auch berücksichtigen, dass Referee Joey Kooy mit einer Tochter vom ehemaligen Ajax-Coach Frank de Boer zusammen war. Ob Kooy von seinen Schiri-Kollegen einen ähnlichen Kabinenempfang erhalten hat wie Hardeveld, darf zumindest bezweifelt werden.