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Bernd Kühn, Hal­len­fuß­ball war mal eine große Sache in Deutsch­land. Irgend­wann hatte die Bun­des­liga aller­dings keine Lust mehr. Woran lag das?
Am man­gelnden Inter­esse der sport­li­chen Lei­tung. Anfangs haben die Geschäfts­füh­rungen noch gesagt: Wir müssen Geld ver­dienen, sonst können wir die Jungs nicht mehr bezahlen“. Irgend­wann war die Ein­nah­me­quelle Hal­len­fuß­ball aller­dings unwichtig geworden.

Dafür gibt es jetzt schon im zehnten Jahr das von Ihnen orga­ni­sierte Tra­di­ti­ons­mas­ters. Was waren damals die Beweg­gründe, das zu starten?
Ich bin Fuß­ballfan, habe eine Markt­lücke gesehen und mir gedacht: Da kann ich mit Spaß Geld ver­dienen.

Für alle Nach­wuchs­hoff­nungen, die dieses famose Kon­zept kopieren wollen: Wie fängt man so etwas an?
Für mich lag der Schlüssel in meiner frü­heren Tätig­keit bei Hertha BSC. Das war zu der Zeit, als man in Berlin noch Cham­pions League gespielt hat. Aus den Spie­lern haben wir eine Mann­schaft gebaut. Mit der bin ich dann zu anderen Ver­einen, habe erzählt, was ich vor­habe und gesagt: Das ist das Team, dass es zu schlagen gilt.

Hertha als Magnet – und das hat funk­tio­niert?
Wir hatten ziem­lich schnell die Zusagen von fünf wei­teren Mann­schaften und dann im ersten Jahr gleich über 6.000 Zuschauer. Wir hatten offi­ziell 5.550 als Ziel aus­ge­rufen, damit der Unter­rang der Max-Schme­ling-Halle in Berlin schön voll ist. Aber in Wahr­heit wären wir auch schon mit 3.500 Zuschauern ganz glück­lich gewesen. (Lacht) Und ab dem zweiten Jahr waren wir dann immer aus­ver­kauft.

Stets einer der besten bei Hertha ist die Zau­ber­maus“, ist Dariusz Wosz. Trai­niert er denn richtig auf das Tur­nier hin?
Nein, das nicht. Der braucht jetzt auch nicht die Pokale, um per­sön­lich glück­lich zu sein. Da gibt es ganz andere Kan­di­daten. Dariusz stellt sich in den Dienst der Mann­schaft, aber wenn er nicht das leistet, was er kann, dann ist er richtig sauer. Es gab ein Jahr, da hat er einen ent­schei­denden Fehler gemacht, der direkt zum Gegentor und zum Aus­scheiden führte. Das hat er sich per­sön­lich krumm genommen. Keiner aus der Mann­schaft, nie­mand sonst. Aber er selbst hatte fortan so schlechte Laune, dass er sogar die Players Party sausen ließ.

Wer war denn der schil­lerndste Spieler in zehn Jahren Tra­di­ti­ons­mas­ters?
Ganz klar: Michel Sal­gado.

Die Rechts­ver­tei­diger-Legende von Real Madrid.
Eine Kampf­ma­schine. Unglaub­lich.

Auch auf der Players Party.
Unbe­dingt. Vorher aller­dings totale Askese. Gerade gelandet, erstmal ab in den Fit­ness-Raum. Dann hin­legen. Beim Essen keine Ripp­chen gegessen, wie alle anderen. Nur Fisch. Nach dem Tur­nier große Dis­kus­si­ons­runde, warum der Schieds­richter den Sieg von Madrid ver­hin­dert habe.

Ein Profi durch und durch.
Auch auf der anschlie­ßenden Feier. Ich habe noch einen Mit­ar­beiter abge­stellt, der mit ihm in einen Club ist, bis 8 Uhr am nächsten Morgen. Dann erst kamen er und sein Mit­spieler José Emilio Ama­visca, nur im T‑Shirt, mitten im Januar, zurück ins Hotel. Beide mit einem McDonald’s‑Burger in der Hand.

Die beiden wussten offenbar, was es bedeutet, im Namen von Real Madrid unter­wegs zu sein.
Das ist schon auch bei uns ein beson­derer Klub. Die kommen kom­plett im glei­chen Outfit und haben selbst mit der Tra­di­ti­ons­mann­schaft ein Auf­treten wie ein ambi­tio­nierter Bun­des­li­gist. Das erwarte ich aber auch, wenn ich schon zwei Zeug­warte bezahle. (Lacht)

Wer kommt denn dieses Jahr?
Nach Berlin: Titel­ver­tei­diger Union Berlin, Hertha BSC, Borussia Dort­mund, der Karls­ruher SC, Bayer Lever­kusen, Sparta Prag, Tot­tenham Hot­spur und der FC Bar­ce­lona. Beim Buden­zauber Ems­land“ (12. Januar 2019) treten Schalke, Nürn­berg, Bremen, Meppen, Osna­brück und Lever­kusen an.

Klingt nach Nost­algie und trotzdem großem Sport.
Ist es auch. Wer das gewinnt, hat ordent­lich was geleistet. Biss­chen Hacke, Spitze und Auto­gramme schreiben ist aber natür­lich auch dabei.

Gab es denn in all den Jahren einen aus­ge­wie­senen Stink­stiefel?
Ein­zelne Spieler nicht. Aber in den ins­ge­samt 20 Tur­nieren, die ich in den ver­gan­genen zehn Jahren ver­an­staltet habe, kam es drei Mal zu Schlä­ge­reien. Auf dem Platz. Und Immer war der 1. FC Köln betei­ligt. (Lacht) Aber ist ja auch nicht schlecht, so sehen die Leute, dass die Spieler das Ernst nehmen.

Und der ange­nehmste Typ?
Eigent­lich müsste ich jetzt 100 Namen nennen, aber her­aus­ra­gend war dann doch: Charly Körbel. Unglaub­lich, wie ent­spannt der ist. Trotz seines Legenden-Status.

Ein Verein, der abso­lute Phan­tasie-Summen als Antritts­gelder haben wollte?
Ronald­inho.

Was wollte der haben?
Habe ich ver­gessen. War zu viel. (Lacht)

Auch wenn der dicke Bauch ein Kli­schee ist: Wer hat das beste Ver­hältnis von Plauze zu Gefühl im Fuß?
Heiko Scholz.

Heiko Scholz? Der dau­er­lau­fende Vokuhila in Diensten von Dresden, Lever­kusen und Bremen?
Unbe­dingt. Und ein unglaub­li­cher Typ. Bei dem kommst Du aus dem Lachen nicht mehr raus. Er kam auch mal auf die Idee, auf dem gemein­samen Rück­flug von seiner Mann­schaft, Lever­kusen, und dem 1. FC Köln, zum Kapitän zu gehen. Bayer hatte gewonnen, und Scholz den Piloten über­redet, auf dem Roll­feld das Cockpit-Fenster zu öffnen und den Pokal Rich­tung Himmel zu stemmen. An der Kof­fer­aus­gabe hat er ihn dann auf das Gepäck­band gestellt – und das Teil ist vor den Kölner immer hin und her gefahren. Mehr geht nicht.

Wird Hal­len­fuß­ball nochmal eine Renais­sance erleben und wieder eine richtig große Nummer?
Ihr wart doch schon bei uns: Es ist richtig groß.

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