Champions League im ZDF, da durfte die anschließende Fußball-Runde bei Markus Lanz nicht fehlen. Mit dabei: Rollo Fuhrmann, der von seiner WG erzählte. Und ein bunter Strauß prominenter Spießer.
Zu Beginn ein bisschen Spekulation. Die Redaktion von „Markus Lanz“ besitzt irgendwo unweit ihres Fernsehstudios eine Villa, in der all die Talkshow-Dinosaurier untergebracht sind, die man zu passenden Anlässen in die Maske und dann in die Lanz-Runde setzt. Da grüßen sich dann bei der Morgentoilette mit müden Augen Heribert Faßbender und Gerd Rubenbauer, während Eike Immel seinem Kumpel Guido Buchwald Kaffee nachschenkt. Anders ist die Häufigkeit der Auftritte der Rubenbauers, Immels und Co. bei „Markus Lanz“ nicht zu erklären.
Die Althauer, der Gagvogel und die Frauenquote
Gestern, nach der Übertragung des Champions-League-Spiels zwischen Malaga und Dortmund hatte Gastgeber Lanz mal wieder eine klassische same procedure as every Fußball-Abend-Runde beisammen. Den TV-Althauer (Gerd Rubenbauer), den Fußball-Althauer (Kalle Riedle), den langbeinigen Frauenanteil, bei dem penibel darauf geachtet wird, dass er nicht die Teilnehmerzahl 1 überschreitet (diesmal Andrea Kaiser), den Gagvogel (Oliver Pocher) und den Überraschungsgast. Der hieß gestern Rollo Fuhrmann und hätte eigentlich auch die Rolle des TV-Althauers einnehmen können. Aber auf diesem Platz saß ja bereits seit den frühen Morgenstunden Gerd Rubenbauer.
Alles war von der Lanzschen Redaktion wunderbar vorbereitet worden. Eine Gästemischung mit so viel Explosionspotenzial wie eine nasse Knallerbse. Es hätte eine Talkrunde wie jede andere sein können. Bisschen plauschen, bisschen witzeln, bisschen Rubenbauer, gute Nacht. Aber zum Glück saß ja Rollo Fuhrmann in der Runde.
Eine halbe Stunde wurde tatsächlich geplauscht, gewitzelt, gerubenbauert. Kalle Riedle erzählte ein paar heitere Lach- und Sexgeschichten aus seiner Zeit beim FC Liverpool und bei Borussia Dortmund, Gerd Rubenbauer erzählte vom Kriech, Andrea Kaiser langbeinte gekonnt und Oliver Pocher war so lustig wie immer. Also eher sporadisch. Dann spielte Vorlagengeber Lanz Rollo Fuhrmann den Ball zu. Und in nur wenigen Minuten brüllte der Saal samt Gästen und Zuschauern vor Lachen. Auf Kosten von Rollo Fuhrmann.
Denn Fuhrmann hatte den schweren Fehler begangen und von seiner Hamburger WG erzählt. Dort, so der mittlerweile 63-Jährige, lebe er mit zwei deutlich jüngeren Frauen zusammen, während seine eigene Freundin in Bremen wohne. Und als der Sky-Mann gerade davon berichten wollte, was er am WG-Leben so toll finde, war es bereits zu spät. Die Spießertruppe im ZDF-Studio war außer Kontrolle geraten.
Ganz vorne dabei: Oliver Pocher. Der ließ nun keine Gelegenheit aus, um sich über die Mehr-Generationen-WG seines Sitznachbars lustig zu machen. Tenor: Du geiler alter Bock hast deine Alte in Bremen und wohnst mit zwei jungen Rassehasen in Hamburg zusammen! Unsichtbarer Schaum in Pochers Mundwinkel. Fuhrmann wehrte sich zunächst tapfer, hatte allerdings gegen den Redefluss von Pocher keine Chance und ertrug die folgenden Minuten mit ostfriesischer Resignation. Es dauerte nicht lange, da sprangen auch Lanz und Kaiser auf den verklemmten Spießerzug auf und versuchten sich mit Mario-Barth-Scherzen auf Kosten des Fußball-Reporters. Kalle Riedle und Gerd Rubenbauer? Hielten sich da raus. Das sollte zumindest einen Preis fürs Lebenswerk wert sein. Das Publikum? War so dankbar über ein wenig seichte Unterhaltung, dass es jeden Pocher-Gag feierte, als habe der gerade Nordkorea die Atombombe geklaut.
Sind wir alle Spießer?
Es dauerte für eine Talkrunde ewig, bis das Thema durchgekaut war und auch der letzte Scherz versandete. Dann erzählte Gerd Rubenbauer irgendwas und der Zuschauer vor dem Fernseher durfte endlich ins Bett gehen. Bleibt festzuhalten: Sollten Lanz, Pocher und Andrea Kaiser als repräsentativer Abklatsch ihres Publikums gelten, dann sind wir alle ein Haufen Spießer, die es nicht begreifen können, dass ein Ü‑60-Mann wie Rollo Fuhrmann lieber in einer WG mit jüngeren Frauen wohnt, als in einem Vorstadt-Eigenheim mit Werkzeugschuppen, fest installiertem Grill im Garten und seiner Herzensdame in der Hollywood-Schaukel. Dann sind wir entweder noch zwölf Jahre alt, oder im Jahr 1958 hängen geblieben.
Gerne hätte man erfahren, warum Rollo Fuhrmann denn nun wirklich in seiner Hamburger WG wohnt, statt sich in Bremen häuslich einzurichten. Aber das war zumindest gestern nicht mehr in Erfahrung zu bringen.