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Seite 2: Wie sich langsam doch etwas zum Positiven verändert

Und tat­säch­lich hatte sich mit der inter­na­tio­nalen Auf­merk­sam­keit wäh­rend der WM offenbar etwas getan. Zum Grup­pen­spiel des Irans gegen Spa­nien wurde ein Public Vie­wing im Azadi-Sta­dion ver­an­staltet, zu dem Frauen und Männer gemeinsam Ein­lass erhielten – wenn auch erst nach erneuten Pro­testen vor Ort. Mit den 100 Frauen, die in dieser Woche das Freund­schafts­spiel gegen Boli­vien im Sta­dion sehen durften, schien der nächste Schritt gemacht, zumal sich auch ira­ni­sche Aus­wahl­spieler mehr­fach für eine Auf­he­bung des Ver­bots ein­ge­setzt hatten. Ich hoffe auf den Tag, an dem die Hälfte des Sta­dions euch gehört“, schrieb Ver­tei­diger Hos­sein Mahini und pos­tete ein Foto weib­li­cher Fans auf Twitter. Und Carlos Quiroz, der por­tu­gie­si­sche Coach des Teams, sprach vom Beginn einer neuen Ära“.

Mit ange­klebten Bärten

Dabei war es streng genommen nicht das erste Mal seit 1981, dass Frauen bei einem Män­ner­spiel anwe­send waren. Bei inter­na­tio­nalen Spielen finden sich regel­mäßig weib­liche Fans im Gäste-Block ein. Es ist eine der wenigen Mög­lich­keiten, wie sich auch ira­ni­sche Frauen ins Sta­dion schmug­geln können. Manche haben noch aus­ge­feil­tere Tricks in petto: Mit ange­klebten Bärten und in weiten Klei­dern ver­suchten es in der Ver­gan­gen­heit immer wieder Frauen, als männ­liche Anhänger durch­zu­gehen.

Anfang März 2018 pro­bierten einige es, auf diese Weise das große Tehe­raner Derby zwi­schen Esteghlal und Per­se­polis zu besu­chen. Außerdem pro­tes­tierten zeit­gleich Akti­vis­tinnen vor den Toren des Azadi-Sta­dions. Ins­ge­samt 35 Frauen wurden dar­aufhin von den Sicher­heits­be­hörden ver­haftet. Beim Spiel zu Gast war auch Gianni Infan­tino. Der den ira­ni­schen Ver­band nach jah­re­langer Untä­tig­keit in dieser Woche end­lich dazu auf­ge­for­dert hat, Frauen den Zugang zu Fuß­ball­sta­dien zu gewähren. Infan­tino ver­weist auf Fifa-Sta­tuten gegen Dis­kri­mi­nie­rung und erwartet bis zum 15. Juli Ant­wort.

Unauf­halt­same Ver­än­de­rungen

Man darf gespannt sein, wie die Reak­tion aus­sehen wird. Wäh­rend etwa Staats­prä­si­dent Hassan Rohani einer Neu­re­ge­lung nicht abge­neigt gegen­über stehen soll, sind es ins­be­son­dere die ultra-reli­giösen Teile der Gesell­schaft, die sich immer neue Recht­fer­ti­gungen des Ver­bots aus­denken. Die Infra­struktur der Sta­dion sei gar nicht für weib­liche Besu­che­rinnen aus­ge­legt, so lautet eine der aber­wit­zigen Begrün­dungen.

Umso wich­tiger bleibt das Enga­ge­ment von Sara sowie den anderen Frauen von Open Sta­diums“ und ihren Ver­bün­deten. Mit ihrem uner­müd­li­chen Ein­satz zeigen sie der natio­nalen und inter­na­tio­nalen Öffent­lich­keit, wie sehr die weib­li­chen Fans in die Sta­dien drängen – und dass es nur eine Frage der Zeit sein kann, bis ihr Aus­schluss end­gültig Geschichte sein wird. Die Auto­ri­täten im Iran ver­su­chen die Gleich­be­hand­lung von Frauen und Männer zu ver­hin­dern“, sagt Hadi Ghaemi, der Direktor des Centre for Human Rights in Iran“, aber die ira­ni­schen Frauen geben nicht nach und demon­tieren Schritt für Schritt das Verbot ihrer Prä­senz in den Sta­dien“.