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Seite 2: Was die Köpenicker beim Planspiel übersehen

Um nicht miss­ver­standen zu werden: Man kann wie die Union-Ver­ant­wort­li­chen natür­lich jeder­zeit über alter­na­tive Kon­zepte für sichere Ver­an­stal­tungen nach­denken. Es gibt keine Denk­ver­bote – und womög­lich muss inner­halb einer bis­lang nicht dage­we­senen Bedro­hungs­lage auch unkon­ven­tio­nell gedacht werden. Zudem kann ja nie­mand, der sich auch nur ein biss­chen um leben­dige Fuß­ball- und Fan­kultur schert, daran gelegen sein, die gegen­wär­tige Situa­tion in den Sta­dien zu zemen­tieren.

So ver­dienst­voll also auch die Plat­zie­rung inno­va­tiver Ansätze ist, so wenig nährt die bewusste Aus­spa­rung der Tat­sache, dass kein Schnell­test der Welt ver­hin­dern kann, dass doch infi­zierte Per­sonen das Sta­dion betreten, das Ver­trauen darin, dass sich die Union-Füh­rung mit allen medi­zi­ni­schen und gesell­schaft­li­chen Impli­ka­tionen ver­ant­wor­tungs­voll umgeht.

Ver­ant­wor­tung gegen­über wem?

Denn natür­lich reicht das Union-Kon­zept über medi­zi­ni­sche oder orga­ni­sa­to­ri­sche Aspekte hinaus und berührt die Frage nach der Ver­ant­wor­tung des Fuß­balls im All­ge­meinen und des 1. FC Union im spe­zi­ellen. Der 1.FC Union rekla­miert wort­ge­waltig für sich, stets im Dienste der Gesell­schaft zu han­deln. Ich finde es hoch soli­da­risch, für die Gesell­schaft nach Lösungen zu suchen“, befand Zin­gler, dabei betreibt der Klub bei Licht besehen klas­si­sche Kli­en­tel­po­litik. Denn die viel beschwo­rene Gesell­schaft, das ist für Zin­gler offenbar vor allem die Union-Familie, die mög­lichst bald das klas­si­sche Fuß­ball­er­lebnis zurück­be­kommen soll. Alle andere, die womög­lich durch unaus­ge­go­rene Expe­ri­mente gefährdet werden, kommen in den Plan­spielen der Köpe­ni­cker nicht vor – da hilft auch nicht die Ver­brä­mung des Kon­zept als medi­zi­nisch wert­volle Studie.

Die gesell­schaft­liche Ver­ant­wor­tung reicht aber weit über Sta­di­on­be­suche hinaus. Das Union-Kon­zept hat nur dann eine Chance auf Umset­zung, wenn offen und ohne Aus­spa­rung heikler Punkte über Mög­lich­keiten und Risiken debat­tiert wird und die Gefahren nicht klein­ge­redet oder ver­schwiegen werden. Und was wir auch gern wieder und wieder und wieder erklären: Dieser Dialog darf nicht nur lokal, son­dern muss bun­des­weit und auch im Liga­ver­bund geführt werden. Das ist zwar müh­samer, weil es der Abstim­mung bedarf. Es würde aber zeigen, dass sich die Klubs ihrer Ver­ant­wor­tung bewusst sind – gegen­über den Anhän­gern und gegen­über der Gesell­schaft.