Wir bauen unsere Seite für dich um. Klicke hier für mehr Informationen.

Eine Halb­zeit lang schien es so, als könnte doch noch alles gut werden. Bei der deut­schen Mann­schaft. Bei Jogi Löw. Und vor allem bei Marco Reus. Denn als es die DFB-Elf gegen Schweden, im zweiten Grup­pen­spiel, noch ein letztes Mal geschafft hatte, sich auf­zu­bäumen, da lag es vor allem am Dort­munder. Er schoss das 1:1, er berei­tete das 2:1 vor, er spielte selbst­be­wusst, er for­derte Bälle, er sprin­tete und drib­belte. Kurz gesagt: Marco Reus hatte Hunger.

Und wenn es denn ein Bild bei dieser WM gibt, an das man sich aus deut­scher Sicht gerne erin­nern wird, dann ist es das Gesicht von Marco Reus nach dem Sieg­treffer von Toni Kroos. Als Reus sieht, dass der Frei­stoß tat­säch­lich in den Giebel geflogen ist, da ist sein Hunger für einen kurzen Moment gestillt. Er dreht sich ungläubig um zu Kroos, er breitet die Arme aus wie zum Flug, er strahlt über das ganze Gesicht. Man hatte fast ver­gessen, dass er das kann.

Die anderen krönten sich in Rio

Viel zu sehr hatte man sich an einen anderen Anblick gewöhnt. Reus auf dem Boden, mit schmerz­ver­zerrtem Gesicht. Reus auf der Tri­büne, das Gesicht ver­steckt hinter Mützen und Schals. Reus mit Krü­cken. Reus im Ein­zel­trai­ning, ohne Ball und neben dem Platz. Oder, noch depri­mie­render: Reus gar nicht erst dabei. So wie bei der WM 2014, als sich Reus nach der womög­lich besten Saison seiner Kar­riere im letzten Test­spiel am Syn­des­mo­se­band ver­letzte. Er galt als wich­tiger Bau­stein der deut­schen Mann­schaft, als unum­strit­tener Stamm­spieler, als poten­ti­eller Star der WM. Doch als die anderen Spieler seiner Gene­ra­tion ihre Kar­riere in Rio krönten, fehlte er.

Zwei Jahre später ver­passte er das nächste große Tur­nier, dieses Mal wegen einer Scham­bein­ent­zün­dung. Er kämpfte um seinen Ein­satz, wurde in den vor­läu­figen WM-Kader berufen, flog mit ins Trai­nings­lager der Natio­nalelf. Doch es reichte nicht. Als Löw den end­gül­tigen Kader bekannt gab, fehlte er wieder.

Wes­wegen dieses Tur­nier, die Welt­meis­ter­schaft in Russ­land, end­lich das seine werden sollte. End­lich war er fit, end­lich würde er sich auf der großen Bühne prä­sen­tieren dürfen. Umso unver­ständ­li­cher, dass Löw ihn im ersten Spiel gegen Mexiko auf der Bank ließ. Um ihn für die ver­meint­lich wich­ti­geren Spiele zu schonen.