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Seite 2: Abruptes Ende

Die Funk­tio­näre waren nicht die ein­zigen, die Weis­weiler mit Lie­bes­entzug drohten: Auf den Rängen des Mün­gers­dorfer Sta­dions sah man das Banner Flohe gehört zum FC wie der Dom zu Köln“ und hörte so man­chen Anti-Weis­weiler-Ruf. So richtig ernst gemeint war das aller­dings nicht. Der Trainer, den man wegen seiner Her­kunft aus dem bäu­er­li­chen Kölner Umland de Boor“ nannte, hatte nicht den Ruf, ein Sen­si­bel­chen zu sein, und konnte selbst sehr ruppig werden. Des­wegen dürften die meisten Leute geglaubt haben, er wäre dick­fellig genug, um ein paar Denk­zettel zu ver­dauen. Immerhin stürzte der FC im Sep­tember sogar kurz­zeitig auf einen Abstiegs­platz – da durfte man doch wohl mal pfeifen!

Doch in Weis­weiler muss es gebro­delt haben. Später würde er sagen, dass er die Bar­ce­lona-Pläne fallen gelassen hatte und seinen Ver­trag ver­län­gern wollte. Nur – es kam kein Angebot vom Verein. Wie unge­nannte Mit­glieder des Vor­standes einige Monate später dem Kicker“ ver­rieten, planten die Funk­tio­näre, Weis­weiler bis Mitte Februar hin­zu­halten, womög­lich als eine Art dis­zi­pli­na­ri­sche Maß­nahme. Mitte November besuchte Weis­weiler eine Kaba­rett-Auf­füh­rung im Theater Senf­töpf­chen“. Als er sich danach ins Auto setzte und die Tür schloss, zer­barst die Glas­scheibe in zahl­lose Splitter. Wer nach einem humor­vollen Abend seine Autotür mit sol­cher Wucht zuschlägt, der dürfte unter Dau­er­strom gestanden haben.

Uner­war­tete Ankün­di­gung

Viel­leicht war Weis­wei­lers Gedulds­faden in jenen Monaten auch des­wegen noch kürzer als sonst, weil er vor einer kost­spie­ligen Schei­dung von seiner Frau Lie­se­lotte stand. (Ja, genau die Lilo“ die dafür gesorgt haben soll, dass Glad­bach unter Weis­weiler vom tra­di­tio­nellen Schwarz zum heute klas­si­schen Weiß wech­selte.) Wie auch immer, die Hin­hal­te­taktik des Vor­stands sollte sich als Fehler her­aus­stellen. Dabei sah es zunächst aus, als hätte sie sogar Erfolg: Im Januar sprang der FC zuerst auf Platz zwei und war wieder dick im Meis­ter­rennen, dann führte Weis­weiler seine Elf auch noch ins Ach­tel­fi­nale des Pokals. Bei einer Abstim­mung unter den Lesern des Kicker“ wurde er zum dritt­be­lieb­testen Trainer der Liga gewählt. Zwei Tage, nachdem das Heft in den Handel gekommen war, gab Weis­weiler bekannt, dass er im Sommer zu Cosmos New York wech­seln würde.

Die Funk­tio­näre waren ent­setzt. Sofort bot der Vor­stand Weis­weiler einen neuen Ver­trag über zwei Jahre an, doch der Trainer lehnte ab. Die Fans waren ent­setzt. Hennes, du darfst nicht gehen!“, sangen sie, doch der Trainer hörte nicht auf sie. Und auch die Profis waren ent­setzt. Alle Spieler waren für den Trainer“, sagte einer jener Nach­wuchs­leute, für deren För­de­rung Weis­weiler berühmt war. Wir wollten, dass er bei uns bleibt.“ Der Name des jungen Mannes war Bernd Schuster.

Schließ­lich endete die Ära Weis­weiler sogar noch früher, als nach diesen Vor­fällen erwartet worden war. Nach einer Nie­der­lage bei Hertha im April bat Weis­weiler den Vor­stand darum, sofort nach Ame­rika gehen zu dürfen. Weil der FC bereits einen neuen Trainer an der Angel hatte, der auch kurz­fristig ver­fügbar war, gab der Klub Weis­weiler grünes Licht. Als der FC zum nächsten Spiel antrat, befand sich der erfolg­reichste Trainer in der Geschichte des Ver­eins schon auf ame­ri­ka­ni­schem Boden. Sein Nach­folger hieß Karl-Heinz Hed­der­gott. Er sollte als der Mann in die Klub­his­torie ein­gehen, der Schuster aus Köln ver­trieb.