Bei Schwedens Erstliga-Neuling Varbergs BoIS steht der Stadionname zum Verkauf, ein lokaler Millionär ruft: „Hier!“ Doch sein Namensvorschlag ist, nun ja, ziemlich revolutionär.
Wenn der schwedische Kleinstadt-Klub Varbergs BoIS ab der kommenden Saison erstmals in seiner Geschichte in der erstklassigen „Allsvenskan“ aufläuft, ist das eine Art Revolution im Fußballformat. Die „Grünen“, die einen nicht unbeträchtlichen Teil ihres Saison-Budgets mithilfe des vereinseigenen Second-Hand-Shops erwirtschaften, sind nämlich kein normaler Verein, sondern eher so eine Art, nun ja: Kommune.
Und deshalb soll auch Varbergs Heimspielstätte künftig einen Namen tragen, der diesen kommunistischen Geist in die Welt hinausträgt: Geht es nach dem stadtbekannten Exzentriker Lasse Diding spielt Verberg in der kommenden Saison nämlich im Lenin-Stadion. Zumal – zumindest laut Diding – noch etwas für diesen Namen spräche: „Am 22. April dieses Jahres würde Lenin 150 Jahre alt werden, das würde doch perfekt passen“, sagt der Initiator der verwegenen Idee im Interview mit der Zeitung „Hallands Nyheter“.
Obendrein kann die Stadt Varberg auf eine lange Verbindung mit dem Namen Wladimir Iljitsch Uljanow alias Lenin verweisen – was maßgeblich Lasse Diding zu verdanken ist: Der umtriebige Unternehmer, Multi-Millionär und bekennende Kommunist („Man muss auch innere Widersprüche ertragen“) lädt im Keller seines Hotels „Gästis“ ins „Lenin-Spa“, das dem St. Petersburger Lieblings-Bad des russischen Revolutionärs nachempfunden sein soll. Zudem verleiht Diding alljährlich den mit gut 10.000 Euro dotierten „Lenin-Preis“ an in Schweden wirkende Kulturschaffende „in aufrührerischer linker Tradition“.
Im Land von Pippi Langstrumpf gibt es in Bezug auf diesen Lasse Diding keine zwei Meinungen. Sondern drei. Die einen halten den 66-Jährigen für den letzten aufrechten Kommunisten auf Erden. Die anderen sehen in dem Hotelier und Lenin-Vermarkter den obersten Ausverkäufer einer einstmals revolutionären Idee. Der große Rest hält Diding einfach für einen Spinner. Womit diese Geschichte aber noch nicht im Archiv abgeheftet werden darf.
Fakt ist: Diding hat, was die Stadt Varberg (gut 25.000 Einwohner) als Stadion-Eigentümerin dringend benötigt, nämlich: Geld. Viel Geld. Infolge des Aufstiegs musste das alt-ehrwürdige Oval am „Påskbergsvallen“ – zu deutsch: Osterbergwall – nämlich für rund 4,5 Millionen Schwedische Kronen auf Erstliga-Standard getrimmt werden. Das entspricht etwa 430.000 Euro. Ein Betrag, den die Stadt netterweise zur Verfügung stellte, jedoch zumindest teilweise refinanzieren will.