Der AFC Sunderland spielt nur noch in der dritten Liga. Und ist trotzdem schlagartig wieder erstklassig. Den Fans sei Dank.
Angeblich hilft es ja, schön zu sein. Immer wieder befinden Studien, dass etwa attraktive Menschen bis zu 20 Prozent mehr verdienen als Herr und Frau Radiogesicht. Auf der anderen Seite soll erstmal jemand definieren, was denn nun schön ist. Denn Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters, und manche Augen finden ja selbst in einer Partie zwischen Illertissen und Schalding-Heining Schönheit.
Und überhaupt findet sich auf jede Studie mindestens eine andere, die das genaue Gegenteil behauptet. Und Mehrheitsmeinung ist dann die, zu der es die meisten Studien gibt. Also behelfen wir uns in diesem Fall mit einem Klischee: Erfolg macht sexy. Nur, um es prompt zu widerlegen. Oder zumindest, um es zu relativieren.
Schauen wir also nach England und dort zum AFC Sunderland. Gegründet schon im Jahr 1879, sechs Mal englischer Meister und überhaupt der erste Verein, der drei Titel eingeheimst hatte – 1892, 1893, 1895. Gut, da war noch nicht mal der Spielstil geboren, den José Mourinho derzeit bei Manchester United versucht. Aber immerhin, ein Traditionsverein. Der abgeschmiert ist.
Max Power!
2017 folgte der Abstieg aus der Premier League, gleich ein Jahr später der erneute Abstieg aus der Championship. Jetzt also League One, dritte Liga. Warum auch immer die so heißt. Also League One. Dort immerhin läuft es inzwischen wieder wie zu besten Zeiten: Platz zwei hinter dem ebenfalls in den letzten Jahren ja mehr als gebeutelten FC Portsmouth.
Und selbst ein paar gute Namen haben sie noch im Kader. Aiden McGeady zum Beispiel, der hat mal Champions League gespielt für Celtic Glasgow und Spartak Moskau. Oder Bryan Oviedo, der immerhin 48 Länderspiele für Costa Rica auf dem Buckel hat und mal als großes Talent galt – im Computerspiel „Football Manager“. Oder Max Power. Der Max Power heißt.
Gut, im Vergleich zu den Größen von einst – Dwight Yorke, Tore André Flo oder Thomas Helmer (!) – sind das nur Worthülsen, aber immerhin. Tot ist der Klub noch nicht. Schon gar nicht wenn es um die Fans geht. Denn sie sind es, die den Verein dieser Tage schön und sexy machen.
Der Aufstieg? Nur noch Formsache!
Alles fing an mit einem einfachen Tweet. Sunderland-Fan Simon Baty schrieb an Klub-Boss Stewart Donald: „Besteht eine Möglichkeit, mit der ich das Geschenk des Fußballs teilen kann, indem ich einem Erwachsenen und zwei Kindern Tickets für den Boxing-Day kaufe und die dann über die Foundation of Light zu den richtigen Leuten finden?“
Donald und der Klub waren begeistert und leiteten alles in die Wege, damit die offizielle Vereins-Stiftung (die Foundation of Light) sich der Sache annehmen konnte. Gleichzeitig wurde das Unterfangen nicht zuletzt durch die Hilfe von David Jones, einem Sky-Sports-Moderator und Sunderland-Fan auf Twitter geteilt. Und fertig war die gute Tat.
Inzwischen haben sich über 300 Fans gefunden, die Tickets für das Boxing-Day-Spiel gegen Bradford City kaufen – um sie anschließend jenen zu überlassen, die sich solche Tickets nicht ohne Weiteres leisten können oder die es schlicht verdient haben, derart beschenkt zu werden.
Ein Beispiel, das unbedingt Schule machen sollte. Und so schon ganz weihnachtlich selig stimmt. Oder im Fall von Sunderland schön und sexy macht. Womit der Wiederaufstieg nur noch Formsache sein sollte. Zur Not findet sich dafür sicher auch die eine oder andere Studie.