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Seite 2: Um Kopf und Kragen geredet

Hallo, hier ist Radio 100,6 Motor FM“, sagte die Stimme am anderen Ende der Lei­tung. Häh? Radio 100,6 Motor FM.“ Das konnte nicht sein, ich musste noch schlafen. Heute ist Schaar dran“, nuschelte ich und wollte schon auf­legen. Schaar geht aber nicht ans Telefon“, sagte der Typ, und du bist in 30 Sekunden auf Sen­dung. Ich leg dich mal gerade auf Lei­tung zwei.“

Mich durch­fuhr ein Adre­na­lin­stoß, als würde ich im Juni 1944 über einem Strand in der Nor­mandie abge­worfen. Nor­ma­ler­weise ist es keine gute Idee, wenn man mor­gens vor dem zweiten Kaffee das Wort an mich richtet, aber jetzt war da wohl nichts mehr zu machen. Mit dem Telefon in der Hand sprang ich aus dem Bett, warf mich aufs Sofa und schlug mir unge­fähr ein Dut­zend Mal mit der fla­chen Hand ins Gesicht. Dann gab ich das Inter­view, und bereits in der Sekunde, als ich auf­ge­legt hatte, konnte ich mich an kein Wort erin­nern.

Hof­fent­lich hat es keiner gehört

Hatte ich mich um Kopf und Kragen geredet? Natür­lich hatte ich mich um Kopf und Kragen geredet. Mein ein­ziger Trost war, dass diese komi­schen Spar­ten­sender ja doch kein Schwein hört. Als ich wenig später die Woh­nung ver­ließ, traf ich im Trep­pen­haus meinen Nach­barn. Er grinste nur scheel und sagte: Rei­be­ku­chen, so, so…“

Mein Gesicht wurde so tiefrot wie das meines Mit­be­woh­ners, nachdem er sich einst schlaf­wan­delnd aus dem Bett erhoben und im Bei­sein seiner Freundin über den Fern­seher hinweg auf den Heiz­körper gepin­kelt hatte. Was tust du da?“, hatte die Freundin ent­geis­tert gefragt. Ich pisse“, hatte der schla­fende Mit­be­wohner erwi­dert. Du pin­kelst auf deinen Fern­seher“, hatte die Freundin gesagt. Ich kann tun, was ich will, Mama“, lau­tete die Ant­wort des Mit­be­woh­ners.

Dann erwachte er und wünschte augen­blick­lich, er wäre nie­mals geboren worden.