Heute vor 15 Jahren lieferten sich die Schweiz und die Ukraine im WM-Achtelfinale das vielleicht schlechteste Fußballspiel aller Zeiten. Die Schweizer verschossen einen Elfmeter nach dem anderen – und danach wurde alles noch schlimmer.
Auch wenn das sogenannte Sommermärchen (aus Gründen!) inzwischen nicht mehr ganz so gut beleumundet ist wie ehedem, denken gerade die Veteranen bei 11FREUNDE immer wieder gerne an die Weltmeisterschaft 2006 zurück. Wochen voller Esprit, in denen wir durch ein Land reisten, das wir kaum mehr wieder erkannten, und wenn wir doch einmal daheim in Berlin waren, versammelten wir uns morgens im Innenhof des damaligen Redaktionsgebäudes und bildeten den Liebeskreis.
Nun neigt der Mensch an sich zur Verklärung, und natürlich war auch in jenen Wochen beileibe nicht alles Gold, was glänzte, aber das ist eingesperrt im Hochsicherheitstrakt unseres Herzens und kommt höchstens in den schlimmsten Nachtmahren ans Tageslicht.
Mein persönlicher WM-Alptraum war das Achtelfinale Schweiz gegen Ukraine in Köln beziehungsweise der Morgen danach, doch eins nach dem anderen. Das Achtelfinale Schweiz gegen Ukraine war das vielleicht schlechteste Spiel der Fußballgeschichte. Es war dermaßen langweilig, dass ich mitten in der Verlängerung die Pressetribüne verließ, um an einem Stand Reibekuchen zu kaufen.
Ich schämte mich ein bisschen, weil andere Menschen viel Geld bezahlt hatten, um bei diesem Match dabei zu sein, doch es gab keine Alternative. Als ich auf die Tribüne zurückkehrte, begann gerade das Elfmeterschießen, und die Schweizer brachten es fertig, auch danach ohne ein einziges Tor dazustehen. Sie taten mir nicht mal mehr leid.
In jener Nacht fiel ich in einen tiefen Schlaf. Während der WM musste alle drei bis vier Tage einer von uns Redakteuren mit den Hühnern aufstehen, um einem Berliner Radiosender ein Interview zu geben, aber an diesem Morgen hatte ich frei. Ich erwachte davon, dass mein Handy klingelte und meldete mich schlaftrunken.