Welche Rolle Bob Marley bei der Frauen-WM spielt, was die Australierin Ellyse Perry so besonders macht und wann der SC Bad Neuenahr einst die deutsche Nationalmannschaft vertrat. Zehnmal Angeberwissen zum Turnier in Frankreich.
Die erste Frauenfußball-Weltmeisterschaft…
fand 1991 in China statt. Ziemlich spät? Sogar so spät, dass die Frauen in den Jahren zuvor einfach eigene, inoffizielle Weltmeisterschaften organisierten. Die nur zwischen 1970 und 1972 bestehende Fédération Internationale et Européenne de Football Féminin, die weder von der Uefa noch von der Fifa anerkannt wurde, veranstaltete 1970 die Coppa del Mondo in Italien, zu der sieben Teams anreisten. Dänemark gewann das Finale mit 2:0 gegen die Gastgeberinnen, auch Deutschland war dabei – vertreten vom SC Bad Neuenahr. 1971 folgte in Mexiko die selbstorganisierte „Mundial“. Später fanden auf Taiwan viermal die „Women’s World Invitation Tournaments“ statt, zu denen Teams aus aller Welt anreisten, darunter auch der SSG 09 Bergisch Gladbach, der das Turnier 1981 und 1984 gewann.
Die erste „richtige“ Weltmeisterschaft gewannen die Amerikanerinnen, die sich im Finale gegen Norwegen durchsetzten. Zwölf Teams nahmen insgesamt teil, darunter auch Chinesisch Taipeh, das es sogar bis ins Viertelfinale schaffte, dort aber mit 7:0 vom US-Team die Grenzen aufgezeigt bekam.
Ellyse Perry ist eine Legende, weil…
die Australierin sowohl an einer Fußball- als auch an einer Cricket-WM teilgenommen hat. Perry musste sich über die Jahre mitunter immer wieder entscheiden, an welchen Turnieren sie nun teilnehmen würde, wenn es zu terminlichen Überlappungen kam. So spielte sie 2013 lieber das Pokal-Halbfinale mit dem Sydney FC, als für die zeitgleich spielende Cricket-Nationalmannschaft. Eine Woche später verpasste sie dagegen freiwillig das Fußball-Pokalfinale, um an einem Testspiel für die Cricket-Weltmeisterschaft teilnehmen zu können. Es sollte sich lohnen: 2013 wurde sie Cricket-Weltmeisterin. Bei der Fußball-WM 2011 war für Australien dagegen bereits im Viertelfinale Schluss, Perry erzielte dabei immerhin ein Tor. Manche Sportler schaffen es trotz größter Hingabe nicht über die zertretenen Plätze ihrer Kreisliga hinaus, Perry ist dagegen Doppel-Profi. Für die australische Fußball-Nationalmannschaft spielt sie aber nicht mehr.
Die Story der Reggae Girlz…
Ist schon jetzt eine der Feel-Good-Geschichten dieses Turniers. Die Jamaikanerinnen sind zum ersten Mal für die WM qualifiziert. Und das acht Jahre nachdem der jamaikanische Fußballverband dem Frauen-Team den Geldhahn komplett zudrehte. Es fanden sich schlichtweg keine Sponsoren, die die Frauen-Mannschaft finanziell unterstützten wollten – bis Cedella Marley davon hörte. Die Tochter von Reggae-Legende und Fußball-Enthusiast Bob Marley hörte von dem Übel und förderte die Reggae Girlz fortan mit Geldern aus der Familien-Stiftung und holte weitere Sponsoren ins Boot. 2015 verpasste Jamaika noch die Qualifkation für die WM, 2019 klappte es auf die vermutlich dramatischste Art und Weise: Jamaika schlug Panama im Elfmeterschießen und qualifizierte sich somit. In der Gruppe trifft das Team auf Australien, Italien und Brasilien. Dürfte schwer werden, aber das war der Weg ins Turnier ja auch.
Auch zum ersten Mal dabei…
sind Chile, Südafrika und Schottland. Die Schottinnen bekommen es im Auftaktspiel direkt mal mit den Engländerinnen zu tun. Zumindest auf emotionaler Ebene bereits das erste vorgezogene Finale.
Nicht zum ersten Mal dabei…
Ist die Spielerin Formiga. Die 41-Jährige Brasilianerin ist die erste Spielerin, die nun zum siebten Mal (!) an einer WM teilnimmt. Das hat auch noch kein Mann geschafft. Nur die erste Weltmeisterschaft verpasste die Spielerin von Paris Saint Germain. „Ich habe alles in Bewegung gesetzt, um Formiga aus dem Nationalmannschafts-Ruhestand zurückzuholen“, sagt Brasiliens Trainer Vadao. Hat geklappt. Und die Ewige, die mit einem Einsatz auch zur Ältetesten der Turnier-Geschichte werden würde, sagt selbst: „Die Aufregung ist so groß wie beim ersten Turnier. Und mein Wille zu gewinnen ist es ebenso.“ Denn: Ein Titel fehlt Formiga noch, Brasilien wurde bei den Frauen noch nie Weltmeister. Nah dran war sie 2007, im Endspiel verlor Brasilien aber mit 0:2 gegen Deutschland.
Das liebe Geld…
das böse Geld. Die Gehaltsschere zwischen kickenden Männern und Frauen ist weiterhin riesig. Ebenfalls riesig ist die Pay-Gap bei den Prämien. Immerhin: Zu dieser Weltmeisterschaft wurde die Prämie für die neuen Weltmeisterinnen von zwei auf vier Millionen Euro verdoppelt. Ein Anfang, aber nicht mehr. Das wird deutlich, wenn man auf die Prämien beim Männer-Turnier guckt: Da bekamen die Franzosen jüngst 38 Millionen Euro für den Gesamtsieg.
Den größten Skandal…
gab es 2011 bei der Weltmeisterschaft in Deutschland. Vor dem letzten Gruppenspiel gegen Kolumbien wurden in den Urinproben der Spielerinnen Song Jong-sun und Jong Pok-sim Steroidhormone gefunden. Der nordkoreanische Verband verzichtete in der Folge sogar auf die B‑Probe. Da war man sich der Schuld wohl längst bewusst, denn nach dem Turnier teilte die Fifa mit, dass drei weitere Spielerinnen positiv getestet wurden. Die logische Konsequenz: Nordkorea war für die WM 2015 disqualifiziert.
Drei Nationen…
haben bislang an einer Frauen‑, aber noch nicht an einer Männer-Weltmeisterschaft teilgenommen: Taiwan, Thailand und Equatorial Guinea. Die Afrikanerinnen, die sich 2011 qualifizierten, sahen sich dabei bösen Vorwürfen ausgesetzt. Die Nigerianerinnen, allen voran deren damalige Trainerin Eucharia Uche, polterten in der „Bild“: „Bei Äquatorialguinea spielen mindestens zwei Männer mit. Afrikas Verband muss sofort einschreiten. Denn wenn alles erst im nächsten Jahr in Deutschland auffliegt, wird es für ganz Afrika einfach furchtbar peinlich werden.“ Südafrika und Ghana unterstützten die Anschuldigungen und protestierten offiziell beim afrikanischen Verband CAF. Eine ghanaische Verteidigerin sagte damals: „Man muss nur auf dem Platz Körperkontakt mit ihnen haben, um zu wissen dass sie Männer sind.“ Genoveva Ananmo, eine Stürmerin Äquatorial Guineas, sagte zu ihrer Verteidigung: „Schon 2006 und 2008 kamen diese Vorwürfe. Da habe ich Tests gemacht, obwohl ich sie verletzend finde. Es gibt diese Vorwürfe, weil ich eben so schnell und stark bin. Aber ich weiß, dass ich auch als Frau so sein kann.“ Recht sollte sie behalten, denn am Ende passierte nichts.
Die Schiedsrichter und Schiedsrichterinnen…
sollten bestens geschult sein. Immerhin haben die 27 Schiedsrichter und 48 Assistenten ein zwei Wochen langes Trainingscamp in Doha hinter sich. Da wurde laut Fifa „vom frühen Morgen bis zum späten gearbeitet“. Der wichtigste Punkt der Schulung: Der Umgang mit dem Videobeweis, der erstmals bei einem Frauenturnier zum Einsatz kommt. „Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um in Frankreich unsere beste Performance zeigen zu können“, sagte Bibiana Steinhaus auf fifa.com über das Trainingslager. Wir sind beruhigt.
Die Zuschauerzahlen…
können bei den Frauen-Weltmeisterschaften stark variieren. Die meisten Zuschauer fanden sich vor 20 Jahren im Rose Bowl von Kalifornien ein. 90,185 Menschen schauten sich das Finale zwischen den USA und China an. Anders lief es 1995 im schwedischen Helsingborg. Da wollten nur 250 Zuschauer den Kick zwischen Kanada und Nigeria sehen – bis heute Minus-Rekord. In Frankreich werden die Stadien aller Voraussicht nach gut gefüllt sein. Bereits Mitte April waren die Hälften aller Karten vergriffen, sieben der 52 Spiele waren da schon ausverkauft. Ein zweites Helsingborg wird es also garantiert nicht geben.