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Seite 2: Auch eine App soll helfen

Und plötz­lich liegen ziem­lich radi­kale Maß­nahmen auf dem Tisch, die sich relativ kurz­fristig umsetzen ließen. Neben der mög­li­chen Ent­tar­nung von Ras­sisten auf den Video-Walls ist geplant, eine App ein­zu­richten, mit der dis­kri­mi­nie­rende Aus­wüchse auf den Rängen sofort anonym gemeldet werden können. Eben­falls als Reak­tion auf den Vor­fall von s‑Hertogenbosch will der KNVB die maxi­male Sta­di­on­ver­bots-Dauer von fünf auf zehn Jahre erhöhen. Außerdem sollen intel­li­gen­tere“ Kameras in den Sta­dien instal­liert werden, die Übel­tä­tern auto­ma­tisch folgen und diese per Gesichts-Scan iden­ti­fi­zieren können.

Letz­teres soll vor allem die Beweis­lage in den ent­spre­chenden Gerichts­ver­fahren ver­bes­sern. Die Staats­an­walt­schaft in s‑Hertogenbosch hatte nach den Belei­di­gungen gegen Ahmad Mendes Moreira prompt eine Unter­su­chung ein­ge­leitet. Man musste jedoch ein­räumen, dass es unter den momen­tanen Bedin­gungen nahezu unmög­lich sei, die Schul­digen zu ermit­teln. Die Technik dafür ist da“, erklärt der nie­der­län­di­sche Sicher­heits­experte Roland Sars gegen­über der Zei­tung Alge­meen Dag­blad“. Aber: Will man sie wirk­lich im Sta­dion haben? 

Natür­lich ist der Anti-Ras­sismus-Kampf 4.0 nicht bloß eine Frage der Hard- oder Soft­ware. Viele (auch nicht-ras­sis­ti­sche) Fans sind durch die Vision der totalen Über­wa­chung massiv ver­un­si­chert: Werden auch andere (ver­gleichs­weise läp­pi­sche) Ver­gehen künftig von Kom­missar Kamera auf­ge­klärt und mit zehn­jäh­rigem Sta­di­on­verbot geahndet? Dient das Ras­sismus-Thema etwa nur als Tro­ja­ni­sches Pferd“, um die digi­tale Durch­leuch­tung in die Sta­dien zu bringen? Und, auch diese Frage ist nicht ganz uner­heb­lich: Wer trägt am Ende die gewal­tigen Kosten für so viel Über­wa­chungs-Technik – die Fans?

Ich will Tränen wie die von Ahmad nicht mehr sehen“

Für die Täter-Iden­ti­fi­zie­rung per Gesichts-Scan bräuchte es eine Art bio­me­tri­sche Dauer- bzw. Ein­tritts­karte (nach Vor­bild des bio­me­tri­schen Rei­se­passes), eine extrem teure Maß­nahme, die jeden halb­wegs bemühten Daten­schützer die Hände über dem Kopf zusam­men­schlagen lässt. Doch der nie­der­län­di­sche Sport­mi­nister Bruno Bruins stellt sol­chen Bedenken die Dring­lich­keit der Auf­gabe gegen­über: In unserem Land ist kein Platz für Ras­sisten“, appel­liert Bruins. Ich will Tränen wie die von Ahmad nicht mehr sehen, so etwas darf nicht pas­sieren.“

Auch aus der Opfer-Per­spek­tive wird der Bedarf nach neuen, effi­zi­en­teren Maß­nahmen erkennbar: Ras­sismus, sagt Ahmad Mendes Moreira, sei ein tief­grei­fendes Pro­blem, das wir nicht in ein paar Wochen werden lösen können. Aber nun haben wir ein gemein­sames Ziel.“ Und einen revo­lu­tio­nären Plan, über den man jedoch treff­lich streiten kann.