Die Feindschaft mag seit der Jahrtausendwende zwar etwas nachgelassen haben, wir blicken pünktlich zur nächsten Episode trotzdem auf die Meilensteine dieser legendären Rivalität zurück. Inklusive Hitler-Vergleiche, Butterwerbung und vor allem: ganz viel Hass.
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Die endgültige Vergeltung kam dann 1988. Bei der Europameisterschaft gewann Holland im Halbfinale gegen Gastgeber Deutschland. Marco van Basten traf in der letzten Minute zum 2:1, Ronald Koeman wischte sich mit Olaf Thons Trikot den Hintern ab und Oranje wurde wenige Tage später Europameister. Ruud Gullit sagte: „Wir haben der älteren Generation Freude gebracht. Ich habe ihre Emotionen gesehen. Ihre Tränen.“ Rache ist wie Stroopwaffels – süß.
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Die Genugtuung hielt allerdings nicht lange an. 1990 setzte sich Deutschland im Achtelfinale der WM durch, inklusive Hymnen-Pfiffe, Rijkaard-Speichel und Völler-Mähne. Jahre später setzten sich die beiden Rotsünder gemeinsam an den Tisch. Den Frühstückstisch nämlich, diesmal im blauen Morgenmantel, mit wachsweichem Ei, Brötchen und Orangensaft. Versöhnung? Aussprache? Nö, Werbegag! „Mit echter Butter bekommen sie jeden an die gemeinsame Tafel“ lautete der Slogan des niederländischen Butterproduzenten. Jetzt erst recht: #TeamMargarine.
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Erste Anzeichen einer dauerhaften Versöhnung gab es 2000 in Amsterdam, als Lothar Matthäus mit seinem 144. Länderspiel einen europäischen Rekord aufstellte. Edgar Davids überreichte ihm einen Strauß Blumen und die holländischen Fans klatschten anständig. Elf Jahre zuvor hatte während eines WM-Quali-Spiels ein Banner im Rotterdamer Stadion Matthäus noch mit Adolf Hitler verglichen und auf dem Höhepunkt der Hooliganszene gab es stundenlange Straßenschlachten im Stadtgebiet.
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Im November 2015 war es dann endgültig nicht mehr die lange gepflegte Rivalität, die Chaos rund um das geplante Freundschaftsspiel in Hannover brachte. Stattdessen sorgte eine Bombenwarnung für den Spielabbruch, wenige Tage nach den Anschlägen in Paris rund um das Spiel Frankreich gegen Deutschland. Keine Pointe.
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Immerhin hat die Rivalität neben infarktmäßig spannenden Spielen auch künstlerische Höhepunkte hervorgebracht. Zum Beispiel Fangesänge wie „1940 kamen sie, 1988 kamen wir“ oder „Schade Deutschland, alles ist vorbei“ und Schlager mit Titeln wie „Ohne Holland fahr’n wir zur WM“ oder „Orange trägt nur die Müllabfuhr“, wobei letzterer etwas lost in Translation bleibt, da die Standardausrüstung der holländischen Müllabfuhr gelb ist. Überhaupt sind gerade die Schlager eher Tief- als Höhepunkte. Ganz im Gegensatz zum Gedicht „De moeder aller nederlagen“ über die holländische Niederlage 1974, dass im „Voetbal Experience“-Museum in Roosendaal hängt und in der ikonischen Zeile „Wij waren de beste, maar zij waren beter“ endet. Wir waren die Besten, doch sie waren besser.