Pressing, Raumdeckung, Konter: RB Leipzig spielt Ralf-Rangnick-Fußball. Das ist hektisch, schnell – und nervt den Gegner. Erstes Opfer: der BVB.
In guten Momenten belastet Leipzig die Nerven sämtlicher Gegenspieler. Thomas Tuchels Dortmunder spürten dies am vergangenen Wochenende: Durch das kluge Verschieben der gesamten Leipziger Mannschaft mussten die Dortmunder Angriffe immer wieder abbrechen und viel hinten herum verschieben.
Zugriff über die Dominanz
Gerade Julian Weigl fand nicht ins Spiel, da er stets im Schatten der Leipziger Stürmer stand. Leipzig ist eine der wenigen Bundesliga-Mannschaften, die Zugriff über ihre Dominanz im Raum erzeugen, nicht über Mannorientierungen. Da hilft es auch nichts, wenn Sebastian Rode permanent auf die Rechtsverteidiger-Position fällt – Leipzig steht weiterhin kompakt. Leipzig lässt sich nicht über Einzelaktionen knacken, der Gegner muss kollektiv agieren.
In schlechten Momenten belastet Leipzig die Nerven der Zuschauer. Das ständige Anlaufen im Mittelfeld und das schnelle Spiel in die Spitze erzeugt nicht nur für den Gegner, sondern auch für die eigene Mannschaft Hektik. Partien mit Leipziger Beteiligung können schnell zerfahren werden, gerade wenn Leipzig selbst das Spiel gestalten muss.
Eine gute, keine geniale Bundesliga-Mannschaft
Gegen Borussia Dortmund war dies freilich nicht der Fall. Der Favorit biss sich am Gegner die Zähne aus. Es war zu spüren, dass die neu zusammengestellte Dortmunder Mannschaft der Herausforderung Leipzig noch nicht gewachsen war. Gegen deren 4 – 4‑2-System hätte es perfekt abgestimmte Laufwege gebraucht. Mario Götze und Andre Schürrle zeigten zwar ein gutes Bewegungsspiel, es fehlte jedoch das verbindende Glied zwischen Verteidigung und Angriff. Leipzig verschob gut im Raum, schloss die Passwege in die Spitze und wartete auf den einen Konter. Kurz vor dem Abpfiff traf Keita zum entscheidenden Treffer – nach einem schnellen Pass in die Spitze, natürlich.
Somit konnte Leipzig den ersten Sieg der Saison feiern. Der aggressive, schnelle Spielstil ist freilich keine Innovation, allenfalls eine Weiterentwicklung jener Formel, die Sacchi vor fast 30 Jahren entwickelt hat. Setzt man diese Blaupause perfekt um, genügt sie aber auch im Jahr 2016, um die Bundesliga aufzumischen.