Selten hat der Fußball derartig sprachlos gemacht. Doch der Saisonverlauf des 1. FC Köln ist tatsächlich kaum noch in Worte zu fassen. Das jüngste 3:4 gegen den SC Freiburg ist der traurige Höhepunkt einer beispiellosen Entwicklung – bis jetzt.
Der Konflikt zwischen Vorstand und Fans
Hinzu kommt der seit Monaten schwelende Konflikt um einen möglichen Stadionneubau. Da ein Ausbau zu den gewünschten Kapazitäten kaum machbar ist, ist der Verein auf der Suche nach einem neuen Standort. Ein Großteil der Fans ist jedoch für einen Verbleib in Müngersdorf. Neben dieser Dauer-Debatte ist wohl auch die Fan-Initiative „100%FC – dein Verein“ eine weitere Ursache dafür, dass die Stimmung zwischen der Vereinsführung und der Anhängerschaft durchaus angespannt ist. Mit einem Antrag auf Satzungsänderung sollte die Initiative für mehr Mitspracherecht der Mitglieder sorgen. Doch Spinner wertete das schon im Sommer als „Misstrauen in den FC“.
In Zeiten der sportlichen Krise entlädt sich der aufgestaute Frust der Fans nun immer mehr. In Folge der Stöger-Entlassung drohten reihenweise FC-Anhänger mit der Kündigung ihrer Vereinsmitgliedschaften – einige taten es bereits. Nach der peinlichen 3:4‑Niederlage gegen Freiburg waren aus der Kölner Südkurve gar lautstarke „Vorstand raus!“ Rufe zu hören. Spinner, Schumacher und Markus Ritterbach veröffentlichten daraufhin einen offenen Brief an die Fans, in dem sie um Vertrauen baten und Fehler eingestanden. „Wir müssen selbstkritisch eingestehen, dass ein großer Teil der schwierigen Lage selbstverschuldet ist“, hieß es. So hätte man unter anderem beim gespaltenen Verhältnis zwischen Ex-Sportchef Jörg Schmadtke und Ex-Trainer Peter Stöger „genauer hinschauen müssen“.
Zusammen, oder gar nicht
Das eigene Schuldeingeständnis war gewiss eine ehrenwerte Geste. Aber es ist auch ein letzter Griff nach dem Strohhalm. Es ist der Versuch, den Fans, die bereits nach einer außerordentlichen Mitgliederversammlung streben, um den Vorstand abzuwählen, die Hand zu reichen. Denn freiwillig wird der Vorstand nicht abtreten. Doch nun müssen die Verantwortlichen ihren Worten auch Taten folgen lassen, um sich das verlorengegangene Vertrauen zurückzuverdienen.
In Köln darf es nicht mehr darum gehen, was man hätte anders machen sollen, sondern nur darum, wie der Absturz des Vereins noch zu verhindern ist. Die Wolken über der Domstadt ziehen sich immer weiter zu. Die bislang desaströse Saison könnte angesichts der aktuellen Entwicklung aber noch längst nicht ihren Tiefpunkt erreicht haben. Sportlich und finanziell wäre der Abstieg zwar unschön, aber verkraftbar. Nicht zu verkraften wäre allerdings, wenn der Verein sich Stück für Stück selbst zerfleischt. Und genau danach sieht es aktuell aus.