Wird Ralf Rangnick der neue Trainer beim AC Mailand? Wenn es nach Milan-Legende Paolo Maldini ginge, bekäme der Fußballlehrer erst einmal Nachhilfe in Sachen Benehmen.
Derzeit herrschen zwar noch strikte Einreiseverbote nach Italien, aber wenn es nach den Gerüchten geht, die sich seit einige Zeit hartnäckig halten, befindet sich Ralf Rangnick dennoch bereits im Anflug. Das Ziel: der AC Mailand. Dort soll der 61-Jährige auf Wunsch von Teilen der Vereinsverantwortlichen das nächste Projekt für die Zukunft des Profifußballs anführen. Ein Vorhaben, für das Rangnick das uneingeschränkte Sagen im Klub fordert. Und weshalb Vereinslegende Paolo Maldini jetzt mächtig austeilt.
Vorangegangen war ein Streit über die zukünftige Ausrichtung des italienischen Traditionsvereins, dessen größte Zeiten unter Arrigo Sacchi mit Marco van Basten und Frank Rijkaard oder den Champions-League-Titeln 2003 und 2007 vorüber sind. Der interne Zwist führte dazu, dass Klubchef Ivan Gazidis zuletzt den meuternden Manager Zvonimir Boban vor die Tür setzte. Nicht ohne dass Boban anschließend den Grund ausplauderte, denn Gazidis sei sich entgegen seiner Vorstellungen mit Rangnick für die kommende Saison einig.
Ralf Rangnick und sein Kreis enger Vertrauter dementierten in den vergangenen Wochen immer wieder eine Einigung mit dem AC Mailand. Auch auf den Coronavirus und „drängendere Probleme” wurde hingewiesen. Nun aber kristallisiert sich heraus, dass auch Rangnick einem Engagement nicht gänzlich abgeneigt sei. „Was kann man im Fußball schon alles ausschließen?! Komplett ausschließen kann ich das nicht“, hatte Rangnick der Bild gesagt. Im MDR schränkte er ein, es müssten „schon sehr viele Komponenten zusammenkommen“.
Konkret meint Rangnick damit offenbar, dass er die komplette Macht bei den Rossonieri erhielte. Also nicht nur Trainer, sondern auch Sportdirektor und somit alleinverantwortlich für Transfers wäre. Ein Modell, das er in ähnlicher Form auch schon bei der TSG Hoffenheim und in Leipzig praktizierte. Bei Gazidis, der zuvor zehn Jahre bei Arsenal angestellt war, scheint diese Idee gut anzukommen. Er will Milan an Klubs wie Ajax oder englischen Vereinen ausrichten, international wieder besser vermarktbar machen. Damit Rangnick helfen kann, will der Trainer mehr Rechte: „Es kommt immer auf den Verein an, aber die finanziellen Aspekte interessieren mich nicht. Für mich geht es darum, einen bestimmten Einfluss zu haben, der nichts mit Macht zu hat, auch wenn man ihn in bestimmten Situationen braucht, um bestimmte Dinge zu tun.”
Ein Anspruch, den Mailands Vereinslegende Paolo Maldini in Rage versetzt. „Bevor er Italienisch lernt, sollte er das Konzept des Respekts überdenken”, fauchte der fünffache Champions-League-/Landesmeisterpokal-Sieger gegenüber der Nachrichtenagentur Ansa. Den Grund für seine scharfen Ansagen lieferte Maldini gleich mit. Schließlich ist er aktuell der Technische Direktor des Vereins und wäre seinen Job bei einer Übernahme Rangnicks wohl los. Rangnick dringe „in die Bereiche ein, in denen Profis mit regulären Verträgen arbeiten.” Maldini bezeichnete das Verhalten als „Platzsturm”.
„Es gibt Kollegen, die trotz der momentanen Schwierigkeiten auf professionelle Art und Weise die Saison zum Abschluss bringen wollen und das Wohl von Milan vor ihr eigenes stellen.“
Am 18. Mai, also in einer Woche, will die italienische Liga überlegen, wie die Serie A konkret fortgesetzt werden könnte oder ob die aktuelle Saison abgebrochen wird. Der AC Mailand ist Tabellensiebter, liegt nur drei Punkte hinter Neapel und den internationalen Plätzen. Unter Trainer Stefano Pioli, der im Oktober für den glücklosen Marco Giampaolo kam, hatte sich die Mannschaft verbessert. Pioli gilt im entzweiten Mailand als Protegé Maldinis und Zvonimir Bobans – und der ist seinen Job bereits los.