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Was macht ein Fuß­ball-Profi in der Nacht, nachdem er mit seiner Mann­schaft aus dem Vier­tel­fi­nale der Cham­pions League aus­ge­schieden ist? Schlafen, würde man annehmen. Nicht so Bay­erns Ver­tei­diger Breno, der sich um vier Uhr mor­gens nach der Nie­der­lage gegen Inter Mai­land per Twitter ver­kün­dete: Ich denke, es ist an der Zeit, zur besten Mann­schaft der Welt zurück­zu­kehren. Die ist der FC Sao Paulo.“ Die Ver­ant­wort­li­chen des FC Bayern konnten beim Früh­stück nach­lesen, welche Gedanken einer ihrer Spieler mitten in der Nacht in die weite Welt gesetzt hatte.

Nicht viel anders ver­hielt es sich beim VfL Wolfs­burg. Noch vor der Vor­stel­lung von Felix Magath als neuem Trainer kom­men­tierten zwei Spieler die Gerüchte öffent­lich.

Alex­ander Baum­jo­hann, von Magath aus­sor­tierter Spieler bei Schalke, schrieb via Twitter süf­fi­sant: Viel Spaß, Wolfs­burg ….:-).“ Gra­fite vom VfL Wolfs­burg nahm die Bot­schaft erfreut auf und ver­kün­dete im Netz, unter Magath acht Tore in den ver­blei­benden Spielen zu schießen. Ganz ohne kom­pli­zierte Inter­view­an­frage hatten die Jour­na­listen ihre State­ments. Ein­greifen konnten die Ver­eine nicht auf die vor­ei­ligen Bekun­dungen ihrer Profis.

Kon­troll­ver­lust für Ver­eine und Berater

Was harmlos klingt, ist in der Tat ein Kon­troll­ver­lust für die Ver­eine und Spie­ler­be­rater. Von der Auto­ri­sie­rungswut im deut­schen Fuß­ball“ war zuletzt die Rede, wenn Pres­se­spre­cher der Ver­eine oder Manager von Spie­lern Inter­views vor ihrer Ver­öf­fent­li­chung zurecht­stutzten. Die taz“ pro­to­kol­lierte in ihrem Blog kürz­lich die Zensur eines Inter­views mit Fat­mire Bajramaj durch deren Manager. Es sei nicht üblich, Ant­worten neu zu erfinden und ganze Absätze zu strei­chen, weil es nun nicht mehr zu dem makel­losen Image einer Profi-Fuß­bal­lerin passt.“

Es mag sich zwar um eine Aus­nahme han­deln, beim Inter­view mit Bajramaj dieser Zei­tung bei­spiels­weise gab es keine Pro­bleme, den­noch haben die Ver­eine schon ein Auge auf die Inter­views und nehmen die Spieler an die Hand“, sagt Jürgen Schwier von der Uni Flens­burg, der zum Thema Sport­kom­mu­ni­ka­tion forscht. Im Web 2.0 kann man das aber nicht mehr steuern, die dor­tigen Aus­sagen können nicht mehr zurück­ge­nommen werden.“

Gerd Voss, Pres­se­spre­cher des VfL Wolfs­burg, rela­ti­viert: Unbe­dachte Äuße­rungen können auch in der Mixed-Zone nach dem Spiel fallen.“ Die meisten Abmah­nungen und Ver­trags­strafen resul­tierten auch aus diesen Fällen, meint Ulf Bara­nowsky von der Spie­ler­ge­werk­schaft VDV. Da sind die Spieler noch emo­tional auf­ge­laden.“

Je mehr Klicks, desto süch­tiger

Strafen auf­grund von Äuße­rungen im Netz häufen sich aber. Zuletzt beklagte Bre­mens Pascal Test­roet über seinen Face­book-Account feh­lenden Respekt von Trainer Thomas Schaaf. Test­roet wurde aus dem Kader gestri­chen, er wech­selte zu Kickers Offen­bach. Der 20-Jäh­rige möchte nicht mehr groß über diese Aktion spre­chen und sagt nur so viel: Das war dumm von mir. Aber es ist pas­siert, ich muss damit leben.“

Jack Wils­here vom FC Arsenal ist 19 und ein großes Talent. Er musste hohe Geld­strafen zahlen, nachdem er sich im Netz über Schieds­richter beschwert hatte. Zuletzt knackte er den Account seines Mit­spie­lers Wojciech Szc­zesny und schrieb im Scherz: Ich bin schwul.“ Wils­here sagt: Je mehr Leute auf meine Seite klickten, umso süch­tiger wurde ich danach. Ich wollte den ganzen Tag etwas schreiben.“ Am Fall von Wils­here zeigt sich, dass nicht alle Profis die Kon­se­quenzen ihrer Äuße­rungen im Netz bedenken. Für die meisten ist es noch eine Spiel­wiese“, sagt Jürgen Schwier.

Kampf gegen Fake­ac­counts

Einige Bun­des­li­ga­ver­eine wollen des­halb ihre Spieler sen­si­bi­li­sieren. Wir haben in der Som­mer­vor­be­rei­tung mit den Spie­lern erst­mals auch kon­kret über Social Media gespro­chen“, sagt Schalkes Pres­se­spre­cher Thomas Spiegel. Doch nicht, um etwas vor­zu­geben, son­dern um die Chancen, aber ebenso die Risiken genau auf­zu­zeigen.“ Außerdem müssen sich die Ver­eine ver­mehrt darum küm­mern, soge­nannte Fake­ac­counts zu ent­tarnen, bei denen sich Fans als Spieler aus­geben. So kur­sierten State­ments vom Kölner Tor­wart Michael Rensing im Netz, von denen er selbst gar nichts wusste.

Der Fuß­ball lernt gerade den Umgang mit Aus­sagen im Social Media, so wie auch der Rest der Gesell­schaft“, sagt Jürgen Schwier.

Und Vor­teile kann die digi­tale Ver­net­zung auch für Profi-Fuß­baller bringen: Wil­liam de Oli­vera, Spieler von Corin­thians SC, berich­tete via Twitter, dass sein Auto gestohlen worden sei, er bat im Netz um Hilfe. Prompt machten sich die Fans auf die Suche und fanden den Wagen in Sao Paulo.