In Dortmund gescheitert, in Leverkusen gefeiert? Noch läuft es für Peter Bosz bei Bayer rund. Charles Aranguiz soll dafür sorgen, dass es so bleibt.
Aranguiz hat den Vorteil, dass er nicht nur vertikal agiert, sondern ein in alle Richtungen weiträumiger Mittelfeldspieler ist. Bosz macht sich diesen großen Aktionsradius momentan zu Nutze, wenn er ihn auf zurückgezogener Position im Dreier-Mittelfeld aufbietet. Stabilität ist ein rares Gut in den Mannschaften des Niederländers. Doch mit ihr steht und fällt der Erfolg von Bosz‘ System, sobald das Pressing einmal nicht seinen gewünschten Erfolg hat. Aranguiz ist auf der Sechs quasi alleine für sie verantwortlich.
In dieser Rolle kommen ihm seine Aggressivität, Pressingresistenz und Laufbereitschaft entgegen. Durchschnittlich ist er in den ersten drei Spielen der Rückrunde knapp unter 13 Kilometern gelaufen. In diesem Stil ähnelt er seinem Nationalmannschaftskollegen Arturo Vidal, der einst selbst bei Bayer den Schritt nach Europa wagte. Auch der Spitzname „El Principe“, der Prinz, erschließt sich. Vidal wird in Chile oft „El Rey“ gerufen – der König.
Das ultimative Spektakel
Tödlich für das System Bosz sind potentiell zwei Dinge: entweder das Überspielen der Pressinglinien oder Ballverluste im Spielaufbau, wie der Trainer sie sowohl nach dem Pokal-Aus gegen Heidenheim als auch nach dem Sieg gegen den FC Bayern kritisierte. Aranguiz soll beides verhindern, einerseits mit seiner ausdauernden Weiträumigkeit, andererseits mit seinen Passquoten um 90 Prozent.
In der Rückrunde und beim Pokal-Aus hat er unter Bosz bislang durchgespielt, gegen Heidenheim war der 29-Jährige gemeinsam mit Julian Brandt der einzige Leverkusener, der in der zweiten Hälfte noch etwas entgegenzusetzen hatte. Vier Scorerpunkte in den letzten fünf Spielen beweisen zusätzlich zwei Dinge: Aranguiz fühlt sich auf der Acht potentiell doch etwas wohler. Und: Bosz will begeistern. Glücklicherweise lässt sich das im alternativlosen Offensivfußball kombinieren: Bosz fordert diese vertikalen Ausbrüche explizit, braucht sie sogar für das ultimative Spektakel, in das sich seine Mannschaften im Idealfall hineinsteigern, zu dem sich sein Matchplan entfaltet, wenn es gut läuft.
So wie in den ersten sieben Spielen in Dortmund. Danach fiel der Jenga-Turm, der sein System ist, unter den Händen von Peter Bosz in sich zusammen, als er ihn immer höher bauen wollte. In Leverkusen soll es diesmal anders laufen. Charles Aranguiz passt auf, dass niemand am Tisch wackelt.