Gegen Union Berlin kam der FC Bayern nicht über ein Unentschieden hinaus. Woran lag das? Fünf Gründe, warum sich die Bayern in Berlin so schwertaten.
Dass Union derart viele Ballgewinne im Zentrum verbuchen konnte, lag auch am Gegner. Diese Spielzone ist momentan die große Schwachstelle der Bayern. Seit der Verletzung von Kimmich fehlt ein Spieler, der im Zentrum die Fäden in die Hand nimmt.
Gegen Union zeigte sich dieses Dilemma: Leon Goretzka fühlt sich wohler, wenn er weit vorstoßen kann. Hier kommen sein Offensivdrang und seine Wucht zur Geltung. Der junge Jamal Musiala ist ebenfalls eine Linie weiter vorne besser aufgehoben. Er konnte angesichts des Berliner Drucks nicht an die starke Leistung gegen Leipzig anknüpfen.
Bayern fehlt seit dem Abgang von Thiago ein Sechser, der das Mittelfeld dominiert. Das ist schlecht für eine Mannschaft, die Woche für Woche Ballbesitzwerte um die 60 Prozent verbucht. Die Bayern haben das Zentrum zu wenig in Griff.
Ein spielstarker Sechser würde auch dem Aufbauspiel guttun. Momentan tragen die Innenverteidiger die Verantwortung, den Ball aus der ersten in die letzte Linie zu bringen. Hier mangelt es jedoch an Geduld. Jerome Boateng wählte häufig den unvorbereiteten, langen Schlag – und dieser kam zu selten an. Eine Passgenauigkeit von rund 75 Prozent ist zu wenig für einen Bayern-Innenverteidiger.
Die mangelhafte Anbindung zwischen Spielaufbau und Angriff sorgt dafür, dass die Angreifer sich weit fallen lassen müssen, um überhaupt Bälle zu erhalten. Robert Lewandowski war in der ersten Halbzeit gegen Union dem Mittelkreis näher als dem gegnerischen Strafraum. Dadurch fehlte es wiederum an Präsenz im Strafraum und Tiefe im eigenen Angriff. Unions Abwehrkette konnte herausrücken, ohne einen Pass hinter die Abwehr zu riskieren.
Flicks Problem: Es mangelt an Alternativen. Der Kader ist klein, der Terminkalender eng, die Verletzungssorgen groß. Selbst Spieler, die aktuell nicht in Form sind, müssen Woche für Woche zum Einsatz kommen. So stand Serge Gnabry in der Startelf, sah gegen Unions Verteidiger aber keinen Stich.
In der Coronakrise wirken selbst die Bayern-Spieler plötzlich menschlich – und die Bayern plötzlich formschwach. Flick hat noch keine Antwort gefunden, wie er seine Spielidee angesichts der hohen Belastung seiner Spieler umbauen möchte. Die Bayern versuchen weiter, hoch zu pressen, scheitern damit aber in vielen Fällen. Das macht sie anfällig gegen gut vorbereitete Teams wie Union, diese können die weit aufgerückte Viererkette der Bayern recht einfach überspielen.
Eigentlich würde den Bayern derzeit nur eins helfen: eine Pause. Doch die ist ihnen nicht gegönnt. Am Mittwochabend müssen sie schon wieder ran gegen die bisher ungeschlagenen Wolfsburger. The show must go on.