Nach dem 1:4 in Gladbach sagt Sportdirektor Frank Baumann: „Wir sind von Viktor Skripnik überzeugt!“ Tags darauf wird der Coach entlassen. Eine typische Bundesliga-Posse.
All diese, wie man es neumodisch nennt, postfaktischen Notlügen sind inzwischen derart salonfähig, dass nahezu jedes Funktionärs-Statement dadurch entwertet wird. Selbst ernst gemeinte Treuebekenntnisse gelten heute schnell als Pflichtübung oder rhetorische Nebelkerze.
Natürlich sind die Medien an diesem absurden Theater nicht unschuldig. Es reichen inzwischen ein paar vergurkte Spiele, um gleich wilde Spekulationen über den jeweiligen Chefcoach anzustellen. Dieser deprimierende Ritus war am Wochenende zu beobachten, als „Sky“-Moderator Patrick Wasserzier allen Ernstes bei HSV-Trainer Bruno Labbadia fragte, ob es nach dem mauen Saisonstart „schon eine Diskussion geben könnte in Richtung Ihrer Person“.
Ja, da haben Sie Recht, eine Trainerdiskussion ist überfällig
Labbadia reagierte vollkommen zurecht verärgert und entgegnete: „Ganz ehrlich, wenn der Journalismus mittlerweile so wird, dass man nach dem dritten Spieltag oder nach dem, was hier war, … dann machen Sie es gerne“. Wasserzier verteidigte sich später mit einer Art journalistischem Erkenntnisinteresse. Was natürlich kompletter Unfug ist. Denn was bitte hätte Labbadia antworten sollen? Ja, da haben Sie Recht, eine Trainerdiskussion ist wirklich überfällig?
Was also wäre zu tun? Die Medien könnten anstatt bei jeder sich bietenden Gelegenheit den alsbaldigen Trainerrauschmiss zu prognostizieren sich mal um wirklich relevante taktische und spielerische Dinge kümmern. Und die Vereinsverantwortlichen dürfen demnächst gerne dem einen oder anderen Mikrofon ausweichen, und falls das nicht möglich ist, es einfach mal mit der Wahrheit versuchen. Ist ganz simpel und macht deutlich weniger Ärger. Jedenfalls zu 99,9 Prozent.