Am Wochenende trafen Kay Bernstein und Frank Steffel, die beiden Präsidentschaftskandidaten von Hertha BSC, aufeinander. Dabei wurde deutlich, wie weit sie auseinanderliegen.
Die Lage ist ernst, aber das heißt ja nicht, dass man nicht zusammen lachen kann. Ein Mann im Hertha-Trikot meldet sich zu Wort. Es geht noch darum, die Fragen zu sammeln, auf die man im Laufe des Tages gemeinsame Antworten finden will: Was braucht Hertha BSC? Was sind die dringlichsten Aufgaben für den Verein? Der Mann im Trikot möchte gerne die Frage geklärt sehen: „Wie spielt Hertha erfolgreich?“ Alle lachen.
Wobei: Im Grunde geht es genau darum. Oder besser um die Frage: Wie muss der Klub im Inneren aufgestellt sein, damit er irgendwann auch wieder sportlich erfolgreich ist? Deshalb sind rund hundert Fans und Mitglieder am Sonntag auf Einladung der Initiative „Wir Herthaner“ nach Neukölln gekommen. Deren Mitglied Kay Bernstein will am nächsten Sonntag zum neuen Präsidenten des Berliner Fußball-Bundesligisten gewählt werden.
„Es ist keine Wahlkampfveranstaltung“, sagt Ralf Busch, der Leiter des Fan-Projekts Berlin, der die Veranstaltung moderiert. „Es geht nicht um Personalpolitik, es geht um Inhalte.“ In acht Workshops diskutieren die Anwesenden über Themen, die sie zuvor festgelegt haben. Die Sonne brennt, der Wind weht die Flipcharts übers Gelände, doch das tut dem Eifer keinen Abbruch.
In den vergangenen Jahren hat sich bei den Mitgliedern einiges angestaut, eine tiefe Unzufriedenheit mit dem Klub. „Die innere Haltung von Hertha BSC“ ist das Thema, das auf das größte Interesse trifft. Ganz am Ende, nachdem die Ergebnisse der Arbeitsgruppen vorgestellt worden sind, sagt Felix Obergföll: „Jeder, der künftig bei Hertha Verantwortung tragen will, tut gut daran, sich zu diesen Punkten Gedanken zu machen.“
„Gegen diese leidenschaftlichen Fans einen Verein zu führen, wäre nicht zielführend“
Möglicherweise betrifft das Frank Steffel, der auch gekommen ist und der neben Kay Bernstein und Ingmar Pering aus dem aktuellen Präsidium als aussichtsreichster Kandidat für die Nachfolge des zurückgetretenen Werner Gegenbauer gilt. Insgesamt gibt es fünf Bewerber für das Amt, ein sechster hat sich selbst vorgeschlagen, was laut Satzung nicht zulässig ist.
Steffel, früherer Politiker und Wunschkandidat von Herthas Aufsichtsrat für das Präsidentenamt, nimmt beim Fan-Kongress in Neukölln eher die Rolle des Beobachters ein. „Das sind leidenschaftliche Menschen, die sich für ihren Verein Gedanken machen“, sagt er über die Veranstaltung. „Gegen diese leidenschaftlichen Fans einen Verein zu führen, wäre nicht zielführend.“
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