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Als der Ball nach 43 Sekunden im Kölner Tor ein­schlägt, ist für einen Moment alles ver­gessen. Die letzten Wochen und Monate, der Frust einer ganzen Saison liegt in diesem Tor­schrei. Jaaaaa! Ich falle nach links, nach rechts, wieder nach links und lande in den Armen meiner Freunde, die es genauso wenig fassen können wie ich selbst. Bisher hat es oft eine ganze Halb­zeit gedauert, bis sich die elf grün-weißen Spieler dort unten dem Tor auch nur ange­nä­hert haben, nun liegt der Ball nach dem ersten Angriff im Netz. Was ist denn hier los?

Sollte diese Saison doch noch ein halb­wegs ver­söhn­li­ches Ende finden? Schaffen wir das kurz­fristig aus­ge­ru­fene Mini­mal­ziel Rele­ga­tion oder gelingt gar noch der große Befrei­ungs­schlag? Auf einmal ist alles wieder voll da. 43 Sekunden und nicht nur die Mann­schaft scheint aus ihrer andau­ernden Lethargie erwacht, auch ich selbst und all die Leute um mich herum. Das ist Fuß­ball“ – einer dieser unzäh­ligen nichts­sa­genden Slo­gans unseres Ver­eins, plötz­lich passt er einmal.

Dann soll es eben so sein

Dabei war von Auf­bäumen und Lei­den­schaft in den ver­gan­genen Wochen nur wenig zu spüren. In der Vor­saison ging es darum, gemeinsam den Abstieg im 20. Jahr der Bun­des­liga-Zuge­hö­rig­keit zu ver­hin­dern. Dieses Jahr fehlt die Moti­va­tion. Zu ent­täu­schend die Leis­tungen und die Ein­stel­lung der Spieler, zu auf­ge­setzt und ideenlos das Bild, das der Verein in dieser Situa­tion abgibt.

Klar, auch 2018 geht es wieder gegen den Abstieg, den wir in zwei Jahr­zehnten Bun­des­liga bisher nie erleben mussten. Aber sollte es dieses Jahr doch pas­sieren, ich würde es fast mit einer Por­tion Gleich­gül­tig­keit hin­nehmen. Selbst die rosa­ro­teste Ver­eins­brille täuscht nicht über die Erkenntnis hinweg, dass dieses Jahr kein Team den Knock-Out mehr ver­dient hätte als der VfL. Viel­leicht haben sie ja doch alle recht, die auch jetzt wieder auf die Mil­lio­nen­truppe ohne Fans schimpfen, und der Pro­vinz­verein mit dem großen Werk im Hin­ter­grund hat in der deut­schen Eli­te­liga nichts ver­loren. Auch am Samstag bleiben wieder etliche Tickets unge­nutzt, der Platz zu meiner Rechten ist wie schon die gesamte Saison ver­waist. Andern­orts wäre das Sta­dion längst restlos aus­ver­kauft, das weiß auch ich. Aber hier trauern doch eh nur die paar übli­chen Ver­däch­tigen, falls es in Liga Zwei geht. Dann soll es eben so sein, was soll‘s?!

Kind der Bun­des­liga

Und dann steigt die Anspan­nung eben doch. Spä­tes­tens als ich mich über die weiten Land­straßen Nie­der­sach­sens auf den Weg nach Wolfs­burg mache, gibt es nur noch ein Ziel. Ich kenne jeden Baum ent­lang der Strecke, bin diesen Weg hun­derte Male gefahren. Eines war dabei immer gleich: Ich fahre zum VfL, meinem Her­zens­klub – und der spielt in der ersten Liga. Ich bin ein Kind der Bun­des­liga. 1997 wurde ich ein­ge­schult, 1997 haben uns Roy Präger, Detlev Dam­meier und Sven Ratke vor 15.000 begeis­terten Wolfs­bur­gern im alten VfL-Sta­dion zum Auf­stieg geschossen. Den VfL als schnöden Zweit­li­gisten kenne ich nur aus den Erzäh­lungen der Älteren auf Aus­wärts­fahrten oder von ver­gilbten Fotos an den Wänden der Ver­eins­kneipe am Els­terweg. Und das soll auch bit­te­schön so bleiben!