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Es gibt ein fürch­ter­li­ches Wort im Deut­schen, das einen Vor­gang bezeichnet, bei dem etwas ver­bes­sert werden soll, letzt­lich aber ver­schlim­mert wird. Kurio­ser­weise beschreibt dieser Begriff exakt das, was er selbst mit der deut­schen Sprache macht: Ver­schlimm­bes­sern. Sucht man in den gän­gigen Online-Wör­ter­bü­chern nach einer fran­zö­si­schen Ent­spre­chung zeigt sich: Im Fran­zö­si­schen gibt es dieses Wort nicht. Nur ein ein­ziger Mensch in Frank­reich scheint es zu kennen: Michel Pla­tini.

Die inter­na­tio­nale EM fand Pla­tini roman­tisch“

Schon seit Ende 2015 ist Pla­tini nicht mehr Uefa-Chef, in der Zeit vor seinem Rück­tritt hat der Mann aber einige Neue­rungen auf den Weg gebracht, die man getrost als Ver­schlimm­bes­se­rungen bezeichnen kann. Die Auf­sto­ckung der EM von 16 auf 24 Teams ist auf seinem Mist gewachsen und zumin­dest streitbar, mit der Nations League wurde ein zusätz­li­ches, umstrit­tenes Mini-Tur­nier unter Pla­tini auf den Weg gebracht, außerdem war es seine Idee, die EM 2020 in ganz Europa aus­tragen zu lassen. Die Euro­pa­meis­ter­schaft 2020 ist die Jubi­läums-EM zum 60. Geburtstag des Tur­niers, dass sie inter­na­tional statt­findet, fand Pla­tini roman­tisch“.

Nun ist Romantik ja erst einmal eine tolle Sache, aber die Idee einer inter­na­tio­nalen EM ist ein Desaster. Denn was sind die Lehren dieser Euro­pa­meis­ter­schaft? Unter dem auf­ge­stockten Teil­neh­mer­feld leidet die Qua­lität der Spiele. Was das Tur­nier den­noch beson­ders macht, sind die Fans. Zehn­tau­send Isländer, die ihr Team über Wochen begleiten. Tau­sende Nord­iren, die der EM einen Som­merhit schenkten. Zahl­lose Waliser, die mit dabei waren, als ihre Mann­schaft Geschichte schrieb. Iren, Albaner, Ungarn, Kroaten – Fans sämt­li­cher Nationen, die vor Ort eine so gute Zeit hatten, dass sie gesang­lich darum baten, sie möge nie­mals enden: Please don’t take me home.“

Singen die Waliser traurig Please don’t take me home“ am Check-in?

Zwi­schen dem west­lichsten Aus­tra­gungsort 2020 in Dublin und dem öst­lichsten in Baku liegen 5200 Kilo­meter. Von Mar­seille kann man mal eben im Auto nach Lyon oder Lille fahren, von Dublin nach Baku eher nicht. Die Heer­scharen von Fans, die dieses Tur­nier so bunt und außer­ge­wöhn­lich gemacht haben, wird man 2020 des­halb ver­geb­lich suchen. Oder rechnet irgend­je­mand damit, dass zehn­tau­send Isländer nach Baku fliegen, um ihr Team zu sehen, wenn am nächsten Morgen schon der Flieger nach Brüssel geht? Singen die Waliser traurig Please don’t take me home“ am Check-in, wenn der Flug nach Hause zwar gebucht, das Team aber über­ra­schend wei­ter­ge­kommen ist?

Tur­nier­fee­ling wird sich so nicht ein­stellen, viel eher macht die Uefa die EM end­gültig zu einem Fern­se­he­vent. Die Spon­soren wird das freuen, denn die Ein­schalt­quoten werden so hoch sein wie nie. Schließ­lich werden all jene, die eigent­lich zu den Spielen fahren würden, das Tur­nier zuhause vorm TV ver­folgen. Wohl oder übel.