Noch vor wenigen Wochen kämpfte Bayer Leverkusen um den ersten Platz. Nun könnte die Mannschaft sogar die Qualifikation für die Europa League verspielen. Vier Gründe für den Absturz.
An Weihnachten war noch alles gut bei Bayer Leverkusen. Das Spitzenspiel gegen Bayern München war zwar einige Tage zuvor verloren gegangen. Beim knappen 1:2 agierte man aber auf einem Niveau mit dem amtierenden Triple-Sieger. Auch sonst lief es rund: In der Bundesliga standen die Leverkusener auf dem zweiten Tabellenplatz, in der Europa League waren sie mühelos in die Zwischenrunde eingezogen und auch im DFB-Pokal waren sie noch vertreten.
Zwei Monate später hat die Mannschaft fast alles verspielt. Der ehemals zwei Punkte kleine Rückstand auf die Bayern ist auf 15 Punkte angewachsen, Leverkusen rangiert in der Liga nur auf Rang sechs. In der Europa League gab es ein peinliches Aus gegen Young-Boys Bern, und im Pokal ein noch peinlicheres gegen Viertligist Rot-Weiß Essen.
Längst muss Sportchef Rudi Völler keine Fragen zum eigenen Erfolg mehr beantworten, sondern welche nach der Zukunft von Trainer Peter Bosz. Fans werfen dem Niederländer vor, seine Philosophie des offensiven Fußballs würde nicht mehr funktionieren. Wir suchen die Gründe für Leverkusens Absturz.
1. Toter Ballbesitz
Verliert Peter Bosz seine Handschrift? Diesen Vorwurf musste sich der Niederländer zuletzt häufiger gefallen lassen. Seine Leverkusener spielen immer seltener jenen offensiven Fußball, für den der Niederländer bekannt ist. Im Kalenderjahr 2021 erzielte Leverkusen bisher 22 Tore. Klammert man die torreichen Begegnungen gegen Stuttgart (5:2) und YB Bern (3:4) aus, schoss Leverkusen in zwölf Partien 14 Tore.
Noch immer sollen seine Leverkusener den Gegner mit flachem Passspiel und viel Ballbesitz dominieren. Im Schnitt haben die Leverkusener fast 60 Prozent Ballbesitz, nur der BVB sammelte (marginal) mehr. Bosz folgt der niederländischen Schule und setzt (meistens) auf ein 4 – 3‑3-System. So weit bleibt er seiner Philosophie treu.
Tatsächlich hat sich der Leverkusener Stil im Vergleich zur Hinrunde nur unwesentlich verändert: Auch hier spielten sie eher langsamen, bedächtigen Ballbesitz-Fußball. Da einige andere Facetten des Leverkusener Spiels nicht funktionieren, wirkt dieser Ballbesitz aber plötzlich nicht mehr offensiv ausgerichtet – sondern eher wie das Klischee des toten Ballbesitzfußballes, mit Pässen um der Pässe willen. Leverkusen sammelt zwar Spielkontrolle, spielt aber kaum Torchancen heraus.
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