Er gilt als einer der besten Fußballer, die die DDR jemals hervorgebracht hat, doch die innerdeutsche Grenze und eine schwere Verletzung verhinderten eine Weltkarriere. Unter Kennern des Ostfußballs ist Peter Ducke dennoch unververgessen. Heute feiert er Geburtstag. Wir sprachen mit ihm über sein Lebenswerk.
So durchschaubar und banal die Motive waren, so irrational gebärdete sich der Staat bei der Abwehr vermeintlicher Republikfeinde. Sie wurden Anfang 1980 wegen einer Petitesse in die Provinz verbannt.
Wegen einer Autofahrt im Citroën. Ich arbeitete zu diesem Zeitpunkt als Jugendtrainer beim FC Carl Zeiss und musste morgens früh zum Training. Weil ich zu diesem Zeitpunkt kein Auto hatte und gerade ein Cousin meiner Frau aus dem Westen zu Besuch war, nahm ich dessen Auto, einen Citroën. Sofort hieß es: Klassenfeind in der Wohnung. Ich wurde aus dem Klub ausgeschlossen und in den Landkreis verbannt, als Stützpunkttrainer in Kahla und Eisenberg.
Ein Abstellgleis.
So empfand ich das. All das, was ich mir aufgebaut hatte und was mit dem Namen „Peter Ducke“ verbunden wurde, sollte plötzlich nichts mehr wert sein. Ich bin dann allerdings recht bald Sportlehrer geworden, im Neubaugebiet Lobeda, und es bis zum Vorruhestand 2005 geblieben.
Mittendrin die Wende, eine wirkliche Zäsur. Eine neue Welt, in der sich jeder zurechtfinden musste.
Schwierig war das, für uns alle. Weil jeder sich fragen musste, was kann ich mit rübernehmen in die neue Zeit? Was zählt überhaupt noch von dem, was du geleistet hast? Rückblickend auf die letzten zwanzig Jahre kann ich sagen, dass ich das alles ganz gut hinbekommen habe.
Und dann plötzlich große Aufregung. Sie sollten als IM „Jens Bensen“ für die Staatssicherheit aktiv gewesen sein.
Ein perfider Name, zusammengesetzt aus dem Namen meines Sohnes und meinem Geburtsort Bensen. Als das publik wurde, gab es Schlagzeilen. Peter Ducke bei der Stasi! Ich dachte, ich bin im falschen Film. Dabei existierte überhaupt keine Verpflichtungserklärung. Ich habe erst später nachweisen können, dass ich abgeschöpft worden bin. Wie viele andere in gesellschaftlich herausgehobenen Stellungen auch.
Sie haben maßgeblich die erfolgreichste Ära des Klubs geprägt. Andernorts wäre eine Person wie Sie in die Vereinsarbeit eingebunden. Ihr Verhältnis zum FC Carl Zeiss?
Ist wechselhaft. Ich bin selten bei den Spielen, wie viele andere alte Spieler auch. Und wenn ich im Stadion bin, habe ich den Eindruck, dass die vom Verein nur misstrauisch fragen: „Was hat denn der Ducke jetzt schon wieder vor?“
Und was hat der Ducke jetzt so vor?
Schönen Fußball schauen. Neulich war ich in Barcelona, im Camp Nou, und habe Lionel Messi gesehen. Faszinierend, wie er das Spiel an sich reißt, die Bälle verteilt. Faszinierend aber auch, wie seine Mitspieler ihn schützen und abschirmen. Ein bisschen hat mich das an früher erinnert.
Hinweis: Dieses Interview erschien erstmals in 11FREUNDE #136. Die Ausgabe ist hier bei uns im Shop erhältlich.