Er gilt als unbeliebtester Mann in Newcastle: Mike Ashley, Eigentümer von Newcastle United. Nun verkauft er nach 13 turbolenten Jahren den Klub. Die Anhängerschaft freut’s. Bloß: Auch die neuen Eigentümer sind mehr als umstritten.
Als Mike Ashley 2007 den Premiere-League-Klub Newcastle United übernommen hatte, schien die Welt im Nordosten Englands noch in Ordnung. Satte 150 Millionen Euro lies sich der Mann, der mit einem Sportartikel-Unternehmen zum Milliardär geworden war, den Traditionsverein kosten. Anfänglich posierte er noch mit den Anhängern in den örtlichen Pubs, schnell bröckelte aber die gute Beziehung zwischen ihm und den Fans. Als 2008 Trainer Kevin Keegan zurücktrat, weil Ashley hinter seinem Rücken Spieler zum Verkauf angeboten hatte, gingen die Fans erstmals auf die Barrikaden. Währenddessen versuchte Ashley den Verein schon nach einem Jahr wieder zu verkaufen. Zwei Abstiege mussten die Fans hinnehmen, und der versprochene sportliche Erfolg blieb aus. Ikonen wie Keegan und Ex-Trainer Rafael Benitez verließen den Verein. Ruhe kehrte bis zuletzt bei den Magpies nicht ein. Aber die Ashley-Ära könnte zur Freude der leitgetragenen Fans nach 13 Jahren nun doch noch ein Ende nehmen.
Englischen Medienberichten zufolge hat der umstrittene Besitzer ein Angebot von rund 400 Millionen Euro akzeptiert. Bereits im Januar hatte eine Investorengruppe Interesse an einer Übernahme bekundet, jetzt soll der Verkauf des englischen Traditionsvereins kurz vor dem Abschluss stehen. Hinter dem Deal steckt der saudi-arabische Staatsfond Public Investment Fund (PIF). Der gilt mit einem Gesamtvermögen von 320 Milliarden US-Dollar als einer der größten der Welt. Kontrolliert wird der Fond von seinem Vorsitzenden, dem saudischen Kronprinz Mohammed bin Salman. Nach dem Deal wollen die Saudis 80 Prozent der Newcastle-United-Anteile übernehmen. Als möglicher Chairman des Klubs handelt der Guardian Yasir Al-Rumayyan, Direktor des PIF und Vorsitzender des saudi-arabischen Multi-Milliarden-Ölunternehmen Saudi Aramco.
PIF und bin Salman arbeiten mit der englischen Geschäftsfrau Amanda Staveley und den Investoren-Brüdern David und Simon Reuben zusammen. Beide Parteien sollen jeweils 10 Prozent des Klubs übernehmen. Außerdem könnten die Rubens einen Vorstandsposten erhalten. Amanda Staveley ist indes keine Unbekannte, wenn es um Geschäfte mit Staaten aus der Golfregion geht. So war sie bereits beim Verkauf von Manchester City an die Abu Dhabi Investment Group oder an der Rettung des Bankhauses Barclays durch Geld aus Abu Dhabi und Katar beteiligt. Jetzt soll sie den nächsten Deal zwischen einem britischen Unternehmen und Geldgebern aus dem Nahen Osten einfädeln.
Hinter dem Konsortium steht aber im Großen und Ganzen einer: Kronprinz Mohammed bin Salman. Der ist allerdings nicht der aufrichtige Held, der den Verein uneigennützig von der Unterjochung Ashleys befreit und sportlichen Erfolg nach Newcastle bringen will. Vielmehr ist er, wie Ashley auch, ein Geschäftsmann. Darüber hinaus noch der umstrittene Thronfolger eines autoritär geführten Landes, das zahlreiche Menschenrechtsverletzungen begeht.